Ins unbekannte Land

Nämlich nach Utsonomiya. Schier endlos ziehen sich die Vorstädte Tokios dahin, während wir im Zug nach Utsonomiya sitzen. Zierliche Einfamilienhäuser mit schicken Gärten wechseln sich ab mit Industrievierteln und breiten Flüssen. Die Landschaft ist flach und unspektakulär, aber zweifelsohne typisch japanisch. Die verbleibende Gruppe ist klein geworden, die mit dem japanischen Professor nach Utsonomiya fährt um zu ihren Gastfamilien und Praktikumsplätzen zu gelangen. Einige sind bereits wieder abgereist, andere verbringen die nächsten Wochen in Tokio oder anderen Städten.

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Ich bin gespannt auf meine Gastfamilie und ob ich die nächsten Wochen ins Internet komme. Ich bin ganz zerknirscht, dass ich es nicht mehr geschafft habe, mir in Tokio eine Telefonkarte zu besorgen um nach Hause anzurufen. Mal sehen, ob das bei der Gastfamilie möglich wird.

Vor dem Fenster ziehen Palmen vorbei, und wir haben heute wieder einen extrem schwülen Tag erwischt. Ich freue mich schon, aus dem klimatisierten Zug auszusteigen. Die Häuser hier draußen sind alle sehr flach. Mir gegenüber sitzt in dem Zug, der sich zunehmend leert, wieder einmal eine Japanerin die aussieht, als hätte man sie aus dem nächsten Hochglanzmagazin ausgeschnitten. Sie scheint den Gaijin, der ihr gegenübersitzt, gar nicht wahrzunehmen, aber natürlich ist es ganz anders.

Tag 1 bei der Gastfamilie

Es ist Sonntag vormittag. Ich habe die letzten 24h damit verbracht, mich in meine Gastfamilie einzufinden. Robert sagte, seine japanische Freundin hat gemeint, ich würde ja sowas von auf die Schnauze fliegen. Ich glaube, sie hatte recht. Meine Gastfamilie hat mich wie alle anderen auch mit dem Auto am Bahnhof in Utsonomiya abgeholt. Nach einer kurzen Rundfahrt durch die Innenstadt und vorbei an der Medienschule, in der ich nun wohl doch Praktikum machen werde.

Zu Hause angekommen, gab’s erst einmal Getränke. Nach zwei kleinen Hinweisen, die ich glatt übersehen habe und die mir erst abends auf dem Futon klar wurden, wurde ich erst einmal sehr direkt in die Dusche gejagt. Nicht, dass ich das nicht von selbst gemacht hätte, doch wurde ich so intensiv umsorgt, dass zu fragen noch keine Gelegenheit ergab. Anschließend verbrachte ich den Nachmittag mit den zwei älteren Herrschaften, deren Kinder längst aus dem Haus und im Ausland sind und die selbst viel gereist sind und schon viele Gaststudenten hatten, aber noch keine Deutschen. Es stand kommunikatives Training auf dem Programm, denn sie kann kaum Deutsch und er nur schlecht englisch und mein Japanisch ist so gut wie ihr deutsch. Allerdings ist Okasan (Mama) weitaus geschickter, mir auch ohne Sprache Dinge mitzuteilen.

Tag 2 bei der Gastfamilie

Wirklich, es ist ein interessantes Gefühl, wenn der geregelte eigene Tagesablauf komplett abgeschafft wird und durch einen anderen ersetzt wird. Heute am Sonntag hieß das, um 9 aufzuwachen, kalt zu duschen, opulentes Frühstück, Testbusfahrt in die Stadt mit Gastmama und Gastpapa wobei eher Gastoma und Gastopa, dort ein Mittagessen, dann Geld abheben, dann zurück, Nachmittag rumgedöst, die Hitze Hitze sein lassen, sich unterhalten, abends ne halbe Stunde raus zum Erkunden des Viertels (alleine, yay!), von einem dutzend Hunde vollbellen lassen, von der Hälfte der entgegenkommenden Leute gegrüßt, von der anderen Hälfte ignoriert, und dann opulentes Abendbrot und anschließend tiefsinnige Gespräche mit Otosan über Kunst, das Mysteriöse und Spannende an Dingen die man nicht kennt und den Fuji-san.

Weil das Wasser wohl ne Minute braucht bis es warm kommt in der Dusche und weil ich erst abends soweit war, dass ich fragen wollte, warum, fing der Tag also kalt an. Allerdings lief es heute richtig gut, wir konnten miteinander lachen und verstanden uns zunehmend besser. Ich lerne zunehmend japanische Wörter. Ich versuche auch, jetzt schon aus meiner Gastrolle auszubrechen, indem ich anbiete den Tisch abzuräumen oder Ähnliches oder es einfach tue. Ich glaube, wenn ich diesem Luxus im Hotel Mama noch länger ertragen muss, drehe ich durch. Ich bin allerdings froh, dass Gastmama mir die Wäsche gemacht hat, mal sehen ob noch alles passt hinterher…

Zuerst hatte ich belächelt, dass man mir die Busfahrt so genau erklärt hat. Als ich allerdings feststellte, dass ich die Busfahrpläne nicht lesen kann, weil ich ja nicht mehr in Tokio bin sondern in einem Dorf ähnlich Reutlingen, ist mir das Lachen vergangen. Ich komme mir jetzt endgültig wie ein Analphabet vor. Die Leute außerhalb Tokios sind ebenfalls zurückhaltender. Ich kann mir aber auch nicht verkneifen zu bemerken, dass mir heute in der Stadt alle 2 Minuten Mädchen im Seifuku (also Schuluniform) aufgefallen sind. In Tokio sah man das selten oder ich war am falschen Ort. Hier war es penetrant und gleichzeitig extrem ästhetisch. Leider war niemand da, der „Mund zu“ gerufen hat.

Ich habe den Eindruck, die Gasteltern sind ein wenig verwöhnt was Gastgeschenke angeht. Sie halten ein hohes Niveau was meine Fürsorge und das Essen angeht, und haben indirekt angedeutet, dass sie teure Gastgeschenke gewohnt sind – sofern ich das richtig interpretiere. Ich bin aber nicht bereit, da mitzumachen. Es ist ja gut, wenn sie erzählen, dass sie Christstollen mögen, aber zaubern kann ich auch nicht. Dabei ist das auch eine Zwickmühle, denn für das teure und gute Essen muss ich mich schon bedanken, bis ich es ihnen ausgetrieben habe, mich wie einen Fürsten zu behandeln.

Ich habe es immerhin geschafft, zu vermitteln, dass ich nicht wenig esse, weil es nicht schmeckt. Ich esse auch nicht wenig, weil ich nicht dick werden will… Außerdem hat mich Papa irgendwie in die Künstler-Schublade gesteckt und Media Art ist sein neuer Lieblingsbegriff. Kommunikativ ist es mir mehrmals passiert, dass auf direkte Fragen das Thema genauso direkt gewechselt wurde. Später kam man aber fast immer aus einer anderen Richtung drauf zurück. Stichwort Internet. Noch habe ich keins, aber ich bin zuversichtlich, denn hier schwirrt WLAN in voller Schutzmontur durch die Gegend.

Den ganzen Tag schon plagt mich das schlechte Gewissen, dass ich noch kein Telefonat absetzen konnte oder die Postkarten endlich verschicken kann. Ich hoffe ich kann beides morgen früh vor der Kunst- und Medienschule erledigen. Die Zeitverschiebung ist wirklich ein Graus.

Botschaftsbesuch

Zum Frühstück gab es heute Variationen mit Reis, angereichert mit länglichem, orangenem, fruchtig riechendem Etwas. Dazu eine Miso mit Algenblättern, Omelett mit undefinierbarer, aber sehr leckerer Gemüsefüllung. Als Getränk servierte ich mir ein eiswürfelgeschwängertes Zitruskombinat. Zum Nachtisch (des Frühstücks) gab es rote und weiße Geleeartige Würfel in Sirup. Die mikrobiologisch verdauten Sojabohnen, die man sich über den Reis kippen kann, habe ich lediglich probiert, dann aber doch lieber bleiben lassen. Der Rest war totemo oishi. Das Mittagessen war auch gut, aber da ging nicht mehr viel. Die meisten Speisen waren sehr naturbelassen. Roh und knackig bis zum Wiederkäuen. Aber überwiegend exzellent.

Dazwischen hat uns die DJJG noch unsere Programmplanung koordiniert, bevor wir uns um 16 Uhr auf den Weg in die deutsche Botschaft machten. Beim Verlassen des Yoyogi Geländes begegnete mir das Erste von mehreren japanischen Wunder(lichkeite)n an diesem Tag.

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Dresscode A+ bedeutete in dem Fall Selbstmord, und so stapften wir tapfer Richtung U-Bahnhof, während die Schweißtropfen an den Krawatten Rinnsale bildeten. Nach zehn Minuten Fussweg waren wir alle von oben bis unten klitschnass und freuten uns tierisch über die klimatisierten Wagen (angenehme gefühlte Minus zehn Grad). Das Spielchen wiederholte sich mehrmals, bis wir am beeindruckenden Grundstück der deutschen Botschaft ankamen. Mitten in Tokio gelegen, ist es eine Residenz mit großem und liebevoll detailliert ausgestaltetem japanischem Garten.

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Der deutsche Botschafter begrüßte uns, hielt sich aber erfreulich knapp. So wurden die Sakkos dann für symbolische 30 Sekunden angezogen, „um zu zeigen, dass ich so etwas habe“, so der deutsche Botschafter gut gelaunt. Nach einigen Dankesworten der DJJG wurde dankbar die Getränke- und Grilltheke gestürmt. Der Rest des Abends verlief sich dann im Garten und führte zu vielen interessanten und multikulturellen Gesprächen zwischen den deutschen und japanischen Teilnehmern der Youth Week. Die japanischen und deutschen Teilnehmer alleine des Youth Summit würden ja erst am Freitag zur Eröffnungsveranstaltung erscheinen, womit wir dann bei etwa zweihundert Personen wären, wenn ich es noch richtig weiß.

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Ich selbst wurde bald von drei netten japanischen Mädchen gestürmt, die völlig unjapanisch eine Art Verhör mit mir durchführten. Dabei galt es, allen Dreien höflicherweise möglichst die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken. Später sollte ich mich noch lange in gebrochenem Englisch mit zwei von Ihnen unterhalten. Unter vielen lustigen Missverständnissen und Metaphern zur Erklärung von Sachverhalten konnte man sich so ein wenig besser kennen lernen.

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Aki-san war witzig, denn sie verfiel gerne in die japanische Eigenart, meine Sätze mit „hai“ zu kommentieren – auch Fragen. Die zweite Japanerin dagegen ließ sich von mir den nicht verstandenen Satz, dass es neben denen von Hayao Miyazaki noch viele andere interessante Animeserien gibt, anhand eines Busches erklären. „Kore leaf Miyazaki desu. Sore Busch Anime desu. Moto moto desu, many many different”. „Hai“. Themenwechsel.

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Als gegen acht Uhr der Gartenempfang aufgelöst wurde, hatten die Meisten die Nase noch lange nicht voll, denn nun begann ja die rare Freizeit. Zunächst zu fünft machten wir uns auf Richtung Shibuya, dem Einkaufs- und Vergnügungsviertel Tokios einige U-Bahnhalte weiter. Bis wir jedoch die private Bahnlinie gefunden hatten, musste uns eine unschuldige junge Japanerin begleiten. Wir hatten Sie nach dem Weg gefragt – also hat Sie ihn uns gezeigt. Ich habe es ja irgendwie kommen sehen. Nachdem Sie herausgefunden zu haben schien, wo es lang geht, fuhr Sie mehrere Haltestellen mit uns mit. In Shibuya angekommen, machte Sie eine dermaßen erleichterte Miene, dass Natasha nicht umhin kam, ihren letzten Vorrat Gummibärchen aus der Tasche zu klamüsern, was die Japanerin offenbar äußerst verblüffte und positiv überraschte, denn sie warf sich Natasha beinahe an den Hals. Hätte ich nur mal was in der Tasche gehabt. Es zeigt sich, dass die Erfahrungen der Japaner mit Ausländern immer noch ambivalent zu sein scheinen.

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Kurz nach dem Verlassen der Bahn dann die erste Schreckensmeldung: Der Kollege hat seinen Pass verloren. Also standen wir nun 50 Meter vor der berühmtesten Kreuzung der Welt, umgeben von grell leuchtenden Wolkenkratzern und fragten uns, wie viel Priorität ein verlorener Pass denn jetzt grade hat. Natasha und der unglückliche Begleiter verschwanden in der nahe gelegenen Polizeistelle für einige Minuten, nur um dann grinsend mit dem Pass wieder zu erscheinen. – Nein, fragt nicht, ich weiß es auch nicht und es soll eines von Tokios Geheimnissen bleiben.

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Bald machten sich unsere Begleiter jedoch schon davon, so dass wir zu zweit unter ortskundiger Führung von Natasha ein paar Premieren feierten – vor Allem für mich. Das erste Wassereis mit Sirup, das erste Mal die Kreuzung in Shibuya überqueren, das erste Mal Tokios Pulsschlag sehen und fühlen. Wohlgemerkt, immer noch im Anzug des Botschaftsbesuches und am Anschlag der Erträglichkeit quälten wir uns durch die Lichtschluchten dieses Stadteils. Gegen halb elf entschieden wir, uns auf den Rückweg zu machen, um noch rechtzeitig zu den Badezeiten im Yoyogi einzutreffen, denn um halb zwölf ist Warmwasser-Abschaltung und Duschverbot.

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Ob dieser Bevormundung lauthals in der U-Bahn fluchend verpassten wir jedoch unsere Anschlusshaltestelle. Ich darf eigentlich gar nicht erwähnen, dass wir noch eine weitere halbe Stunde benötigen würden um sich langsam mehrmals um den Zielbahnhof pendelnd einzufinden. Und da sollte man meinen, bei einer Zuglinie die nur linksrum oder rechtsrum fahren kann, kann man nicht viel falsch machen…
Am Ende hat es dann doch gereicht, für eine western style Dusche und einen Kampf mit dem Telefon, dass noch nicht sein Geheimnis preisgeben wollte, internationale Anrufe zu tätigen.

Dafür verzauberte mich zum letzten Mal an diesem Tag die Toilettenspülung. Die war so begeistert mich begrüßen gedurft zu haben, dass sie mit Spülen gar nicht mehr aufhören wollte. Aber das Yoyogi hat immerhin eine zuverlässige Nachtwache die gerne weiterhilft. Wie auch immer, jedenfalls frage ich mich langsam, wann ich mal schlafen soll, wenn die Blogeinträge immer nachts entstehen müssen…

Japantag in Düsseldorf

Japanfest Düsseldorf

Dreissig Minuten lang glühte der Himmel auf dem Düsseldorfer Japantag, während die 850.000 Besucher an der Rheinpromenade dicht gedrängt schon Stunden zuvor ihren besten Platz gefunden hatten. Doch das war nur die Krönung eines sehr ungewöhnlichen Begegnungsfestes.

Japantag Düsseldorf

Schon am frühen Mittag waren die Stände am Rheinufer gut besucht. Das Japanfest lockte mit zahlreichen Attraktionen, insbesondere auch authentischer japanischer Gastronomie. Da diese nicht jedermanns Sache ist, hatten sich dazwischen auch einige Bratwurst- und Reibekuchenstände versteckt. Mit Origami, Kalligraphie und Ikebana wurden einige klassische Kulturgüter zum Ausprobieren angeboten. Auf der Wiese hinter dem Burgplatz wurden japanische Sportarten demonstriert. Auf der Bühne präsentierten sich die Düsseldorfer Symphoniker, die Trommler der japanischen Musikgruppe Leonard Eto – Blendrums und die J-Pop-Gruppe Jelly Beans.

Dabei stand die Veranstaltung zunächst unter keinem guten Stern, denn eine Absage aufgrund der drohenden Schweinegrippe-Pandemie war nicht unwahrscheinlich. So sah man auch nicht wenige Menschen mit Mundschutz – ob dies zum Schutz der Mitbesucher diente oder dem Selbstschutz, ist mir nicht bekannt.

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Größter Blickfang auf dem Japantag waren zweifelsohne die überwiegend jungen Cosplayer (von engl. „costume play“). Gekleidet in Kostüme bekannter Manga- und Animehelden machten sie ein gefühltes Drittel aller Besucher aus. Da die Verkleidungen oft mit kurzen Röcken einhergehen oder sich an der japanischen Mode orientieren, verwundert es auch nicht, dass das zweite Drittel aus äußerst engagierten Fotografen bestand.

Sehen und gesehen werden war das Motto, umso erstaunter mag man darüber sein, wie verstohlen manch Kompaktknippser an seiner Ehefrau vorbei fotografiert hat. Den älteren Herrschaften dagegen stand oft eine jugendliche Neugierde und Offenheit ins Gesicht geschrieben, wie man sie sonst eigentlich von der heutigen Generation erwarten sollte. Dass die japanische Kultur natürlich nicht nur aus Cosplay besteht konnte man angesichts der starken Präsenz der bunten Kostüme leicht vergessen.

Wer also die meisten Fotografen anlockt, hat somit auch ein gewisses Ansehen sicher. Dabei gehört es zum guten Ton, um ein Bild zu bitten, anstelle mit dem Teleobjektiv aus dem Hinterhalt aufzulauern. Denn oft werden die dargstellten Charactere inklusive authentischer Pose und Verhaltensweisen imitiert, und das will natürlich vorbereitet sein.

Japantag Düsseldorf

Glücklich konnte sich schätzen, wer bei fünfunddreissig Grad im Schatten einen Sonnenschirm zur Hand hatte. Es folgt ein kleines Video für einen Eindruck des bunten Treibens. Leider ist das verwackelungsfreie Filmen mit der 500D selbst mit Bildstabilisator alles andere als einfach. Man mag ja dieser Subkultur stirnrunzelnd gegenüberstehen, und gar zu leicht entstehen Vorurteile jedweder Art –  aber für mich gab genau dieses Unwissen den Ausschlag, zwei Wochen vorher die Dokomi in Düsseldorf zu besuchen und mir ein eigenes Bild zu machen.

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Japantag Düsseldorf

Japantag Düsseldorf

Die Masse der Cosplayer, die »Die Melancholie der Suzumiya Haruhi« (涼宮ハルヒの憂鬱)  darstellten, war enorm. Verwunderlich ist es nicht, ist es doch eine der erfolgreichsten und meistgehypten Anime-Serien der letzten Jahre. Falls man es nicht erkennt: Es handelt sich um einen Science Fiction.

Japantag Düsseldorf

Zu den verbreitetsten Accessoires gehörten Nekomimi (Katzenohren) und die Farbe Rosa.

Japantag Düsseldorf

Japantag Düsseldorf

Japantag Düsseldorf

Japantag Düsseldorf

Japanisches Feuerwerk zeichnet sich dadurch aus, dass jeder Rakete die Aufmerksamkeit geschenkt wird, die sie verdient. Daher konnte man dreissig Minuten lang in aller Ruhe die extravaganten Formen und Farben bewundern, die japanische Pyrotechniker in der Lage sind an den Himmel zu malen. Ganz nach japanischer Tradition war das Feuerwerk eine große Metapher, kann man im offiziellen Flyer nachlesen.

Düsseldorf, wir sehen uns in einem Jahr wieder.

Korsika – ein fotografischer Reisebericht

Die viertgrößte Mittelmeerinsel Korsika ist mit ihren landschaftlichen Kontrasten ein Leckerbissen für Fotografen und Freunde unberührter Natur. Mehr als 2700 Meter erhebt sich Korsika über das Meeresniveau und eröffnet dem eifrigen Entdecker einen ganz eigenen Charme. Von den flachen Sandstränden der Ostküste über die zerklüfteten Ausläufer der Bergmassive bis zu den von Klippen umsäumten Sichelbuchten der Westküste bietet sich ein stetig wechselndes Bild unberührter und wilder Landschaften. Touristisch weitestgehend unerschlossen ist die »Insel der Schönheit« ein Geheimtipp für Individualurlauber.

Auf Fotosafari durch Korsika – oder was sonst noch zu erleben ist

Dieses fotografische Reisetagebuch ist eigentlich gar kein Reiseführer. Ich bitte um Entschuldigung, Sie werden hier weder vollständige Informationen über Korsika, noch umfassende Reisetipps finden. Vielmehr sollen hier einige Erfahrungen und Geheimtipps ausgeplaudert werden, die Sie so vielleicht in keinem Reiseführer finden. Es gibt Menschen, die besuchen Korsika seit Jahrzehnten, und wissen doch nichts über sie. Korsika will entdeckt werden, gewiss ist es ist etwas anstrengend, aber wer sich die Mühe macht, wird belohnt.

So gibt es unzählige Möglichkeiten, die Insel kennen zu lernen. Das Gebirge bietet sich für lange, ausgedehnte Wanderungen an, tiefe wildromantische Schluchten und Täler laden zum Verweilen ein. Durch viele schlängeln sich wilde Bäche, mit vielen Stellen die zum Baden einladen. Auch Wasserfälle gibt es so einige; natürlich kann man sich auch an eine der vielen Strände, Meeresbuchten oder Gebirgsseen zurückziehen und einen entspannten Badetag verbringen. Die verträumten Örtchen laden zu einem abendlichen Spaziergang durch enge Gässchen ein, man kann freilich auch größere Städte besichtigen und einkaufen gehen.

Somit ist die Insel zu jedem Zeitpunkt ein Kontrastprogramm, sie bietet dem Entspannung- und Ruhesuchendem genauso eine Zuflucht wie dem neugierigen Abenteurer oder dem an der südländischen Kultur Interessierten.

Viel Spaß beim Lesen!

Über die Insel

Cap Corse Canon EOS 350D, EF 17-40L, f9 25s, Infrarotaufnahme
Cap Corse
Canon EOS 350D, EF 17-40L, f9 25s, Infrarotaufnahme

Mit einer Oberfläche von 8720 Quadratkilometern, einer Breite von 83 km und einer Länge von 182 km gehört die Heimat Napoleons zu den größeren Inseln im Mittelmeer. Korsikas Nachbarin Sardinien ist nur 12 km entfernt, das italienische Festland 83 km und das Französische 170 km. Von vielen Stellen an der Küste aus kann man die großen und kleinen Nachbarinseln sehen.

In Ajaccio und Bastia lebt beinahe die Hälfte der 220 000 Einwohner, der Rest verteilt sich in dünner Besiedlung auf der Insel, viele Landstriche sind gänzlich unbewohnt. Korsika ist dennoch recht vielfältig was seine Landschaft, aber auch die Kultur und Bräuche angeht. Unbewohnt, jedoch nicht unberührt ist die Vegetation. Die ursprünglichen Pflanzen sind längst von Menschenhand eingeführten Arten von Kiefer, Eiche oder Kastanie gewichen.

Korsika gehört zu Frankreich. Es wird französisch gesprochen, aber italienisch ist ebenfalls anzutreffen. vor allem im Inland jedoch herrscht Korsisch ebenfalls als eigene Sprache vor. So fühlen sich die Menschen auch eher als Korsen mit französischem Pass. Die rege Aktivität der separatistischen Gruppierungen zeigt dies deutlich, wobei sich die effekthascherischen Aktionen wie das gelegentliche Sprengen von Gebäuden unliebsamer Investoren nie gegen Touristen richten.

Fototechnik: Allgemeines zur Fotografie auf Korsika

Korsika wird Sie mit Motiven und Stimmungen überschwemmen. Besonders Liebhaber der Landschaftsfotografie und der Schwarz-Weiß-Fotografie werden auf ihre Kosten kommen. Die Insel der Kontraste bietet diese auch im visuellen, wenn Stadt und Natur aufeinandertreffen mit stetig wechselnden Lichtverhältnissen und Schattierungen.

Beim Fotografieren von Menschen sollte man Fingerspitzengefühl walten lassen. Das ostentative Hantieren mit einem kiloschweren Teleobjektiv trägt nicht zum Aufbau einer harmonischen Beziehung zwischen Modell und Fotograf bei. Viel schönere Fotos entstehen, wenn man sich vorher verständigt – das funktioniert auch wenn man die Sprache nicht beherrscht. Sollte dann doch einmal der unwahrscheinliche Fall eintreten, ein klares »nein« die Antwort zu sein, tut man gut dies zu respektieren.

Zu den Fotografiertabus zählen militärische Anlagen. Dazu zählen zwar auch strategische Anlagen wie Brücken oder Eisenbahnen, doch wird sich kaum jemand daran stören, wenn man irgendein Viadukt oder Calvis Zitadelle ablichtet. Für Museen und Ausstellungen kümmert man sich besser vorher um eine Fotografiererlaubnis, was gut begründet wenige Probleme machen sollte.

In Frankreich gibt es die Panoramafreiheit so nicht. Der Eiffelturm ist ein Kunstwerk, somit dürfen Bilder die dieses Kunstwerk als zentrales Motiv beinhalten nicht vermarktet werden. Dafür – so meine ich – gibt es das Recht am eigenen Bild nur in Deutschland in dieser Art. Ich bin allerdings auch kein Jurist und im Zweifelsfall gilt immer, lieber vorsichtig sein. Wo jedoch kein Kläger… Falls ein werter Leser hier zur Klärung beitragen kann, ergänze ich diese Informationen.

Flora und Fauna

Moriani Plage Canon D60, EF 28-135 IS, f4 1/15s
Moriani Plage
Canon D60, EF 28-135 IS, f4 1/15s

Die einheimische Fauna ist hauptsächlich auf die Flora aus. Wilde Tiere und Bestien gibt es auf Korsika kaum – von den gefräßigen und blutgierigen Mücken abgesehen. Freuen kann sich da, wer einen Hausgecko sein eigen nennt. Ich nenne so die Geckos, die herausgefunden haben, dass es sich im Schatten der Terassenlampe am Besten jagt. Reglos kleben Sie an der Wand oder unter der Decke und warten auf ein unvorsichtiges Insekt.

Neben den eher harmlosen Geckos und zahlreichen Eidechsen gibt es aber auch auf Korsika Tiere, vor denen man sich lieber ein bisschen in Acht nimmt. Auch die Tarantel und schwarze Witwe sind hier angeblich anzutreffen, uns sind diese Tiere nach drei Aufenthalten jedoch noch nie begegnet. Stellenweise sind mehr als 50% der Insektenarten endemisch, das heißt nur auf dieser Insel vorkommend. vor allem bei den Schmetterlingen gibt es einige sehr schöne und sehr große Exemplare, aber auch viele verschiedene Libellen und Käfersorten. Makrofotografen werden ihren Spaß haben.

Eher harmlos ist das recht scheue europäische Mufflon, eine endemische Schafsart. Auch Wildschweine lassen sich trotz ihrer großen Zahl selten blicken. Nicht wirklich wild, aber freilaufend anzutreffen sind die domestizierten Tiere. Allen voran Schweine und Ziegen, sowie Rinder, Schafe und Pferde. Schildkröten gibt es hier übrigens auch. Grundsätzlich ist die Anzahl unterschiedlicher Arten jedoch eher übersichtlich, nicht untypisch für eine Insel. Dies gilt auch für die Vogelarten. Ganz im Gegensatz (mal wieder) steht dazu der Artenreichtum der Meeresbewohner um die Küste, welcher für Taucher sehr spannend ist. Vor der Galeerenqualle sollte man sich aber hüten.

Die Vegetation besteht aus ausgedehnten Kiefern-, Korkeichen- und Edelkastanienwäldern in den niedrigen und mittleren Lagen. Auch andere Eichenarten und Baumarten findet man. Die Macchia und Garigue ist ein niedriges Gewächs und bedeckt weite Teile der Insel. Olivenhaine, Feigenkakteen und Agaven sind allerorts anzutreffen. Dabei ist der Bewuchs keineswegs so wild und unberührt, wie man annehmen möchte. Die Wälder sind weitgehend Kulturwälder, die Macchia eine Sekundärvegetation. Viele der Pflanzenarten, die als typisch korsisch gelten, sind von Menschen eingeführt. Deswegen sind die Kastanienwälder nicht weniger schön, nur ist Unberührtheit nicht immer so unberührt, wie sie scheint.

Im Flachland herrscht rege landwirtschaftliche Bodennutzung. Hier findet man zum Beispiel Olivenhaine, Weinreben und Zitrusplantagen. In den höheren Lagen führt man wieder die Nutzung von Esskastanien und Korkeichen ein. Einst zählte die Edelkastanie als das Hauptnahrungsmittel auf Korsika, nun wird sie als Delikatesse zu allerlei Lebensmitteln verarbeitet.

Fototechnik: Legen Sie Ihre Gewohnheiten ab!

Sie befinden sich in einer völlig neuen Umgebung, die Lichtsituationen sind anders, es ist beispielsweise sehr viel heller als in Deutschland. Ich habe in Deutschland die Kamera oft standardmäßig auf Zeitautomatik stehen, mit fest voreingestellter Blende so weit offen wie möglich (kleine Blendenzahl). Dies liegt einfach an den oft schwierigen dämmrigen Lichtbedingungen bei schlechtem Wetter.

Auf Korsika sollten Sie einmal ein paar Stufen abblenden. Mittlere Blendengrößen lassen Bilder schärfer werden, zu klein (16 und mehr) sollten Sie nicht gehen, da sonst die Beugungseffekte zu groß werden und den positiven Effekt zunichte machen.

Das gleiche gilt für den ISO-wert. Runter auf 100, oder gar 50 wenn es geht, es ist doch hell genug. Sonnenblenden sind obligatorisch, Sie schützen vor Streulicht und Blendenflecken. Wenn Sie hier Langzeitbelichtungen oder geringe Schärfentiefe wollen, brauchen Sie einen Graufilter. Mit einem Polarisationsfilter können Sie den Himmel abdunkeln, die Farbkontraste erhöhen und Lichtreflexe auf dem Meer mindern. Mit derer zwei ersetzen Sie jeden Graufilter.

Auf Korsika wird man einfach zum Landschaftsfotografen. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht auch mal andere Aspekte ausprobieren sollte, beispielsweise die Tierwelt zu fotografieren, die Menschen oder Makroaufnahmen.

Mobilität auf Korsika

Alltägliche Szenen Canon EOS 350D, EF 70-300 DO IS, f5.6 1/200s
Alltägliche Szenen
Canon EOS 350D, EF 70-300 DO IS, f5.6 1/200s

Wie Sie Korsika entdecken wollen, bleibt Ihnen überlassen. Tatsache ist, auf welche Art und Weise Sie es auch tun – sei es zu Fuß, mit dem Auto oder mit dem Bus – ohne etwas Anstrengung oder Mut wird es nicht gehen. Am herausforderndsten ist es zweifelsohne, sich zu Fuß auf den Weg zu machen. Korsika ist mit dem Flugzeug oder mit der Fähre dabei relativ problemlos zu erreichen. Der GR 20 (Grande Randonnée 20) gilt als der schwierigste Wanderpfad Europas. Der 170km lange Weg verbindet die Orte Calenzana und Conca querfeldein über das korsische Hochgebirge. Selbst erfahrene Wanderer schaffen den Pfad selten an einem Stück, was an die zwei Wochen dauert. Er verläuft durch alpines Gelände von mehr als 1.500 m ü. NN oft weitab von besiedelten Gebieten. Lange Strecken führen durch den Parc naturel régional de Corse, den korsischen Naturpark.

Nun wird ein Fotograf oder Durchschnittstourist kaum den GR20 bezwingen wollen (und können). Mit dem Bus kann man bequem die Hauptstrecken an den Küsten und die meisten touristischen Zentren Korsikas sowie bekannte Aussichtspunkte erreichen. Dazu zählen beispielsweise Ajaccio (korsisch Aiacciu), Hauptstadt des Departements Corse-du-Sud und Geburtsstadt Napoleons. Bastia (Bastia), Hauptstadt des Departements Haute Corse, wichtige Hafenstadt und Ankunftspunkt vieler Touristen und Fähren. Bonifacio (Bunifaziu) als südlichste Stadt Korsikas, hoch gelegen auf einer Klippe. Calvi (Calvi), eine wichtige Hafenstadt und touristisches Zentrum. Corte (Corti), die alte Hauptstadt Korsikas im Zentrum der Insel gelegen. Außerdem noch Sartène (Sartè), Saint-Florent (San Fiorenzu), Porto-Vecchio (Porti Vechju), L’Île-Rousse (Isula Rossa) und Porto. Durch die Verteilung der Orte über die gesamte Küste und auch das Inland ergibt sich automatisch bereits eine gewisse Reiseroute für Korsika-Neulinge. Man wird wohl erst bei Folgebesuchen dazu kommen, auch das Inland und damit die eigentlichen Geheimnisse Korsikas zu erkunden.

Am geschicktesten ist es, wenn man auf Korsika mit dem Auto unterwegs sein kann. Viele Täler und inländische Dörfer sind anders kaum zu erreichen. Mutig ist, wer sich auf die »weißen« Strecken begibt. Denn so gut die Hauptverkehrsadern ausgebaut wurden, so einsam und schmal zeigen sich viele Routen fernab der touristisch erschlossenen Gebiete. Jedoch, wer die wahre Schönheit Korsikas entdecken will wird nicht umhin kommen ins Unbekannte zu ziehen. Hier zeigt sich der Vorteil eines kleinen Autos, mit dem Van lassen sich die meisten Stellen mit etwas Geschick und Mut noch erreichen, Besitzer eines Wohnwagens sollten tunlichst vorher recherchieren, welche Strecken geeignet sind. Sonst kann es schnell passieren, dass man mehrere Kilometer rückwärts fahren darf, weil die Straße zu eng wurde oder ein Auto entgegenkommt. Dass man auf Haarnadelkurvigen Strecken ausgeschlafen sein sollte, versteht sich von selbst. Dies bezeugen auch die Zahlreichen Autowracks an den Hängen der Straßen.

Kleiner Geheimtipp: Das Cap Corse besucht man am besten in Richtung West-Ost, da man sich so nicht am äußeren Fahrbahnrand – oft kaum befestigt – bewegen muss. Wer den Nervenkitzel liebt und gute Aussichten, darf es natürlich versuchen. Genügend Haltebuchten gibt es überall, langsamen Autofahrern möchte ich hier auch dringend raten, davon Gebrauch zu machen, wenn der Einheimische Fahrer im Heck mal wieder drängelt. Schnell genug werden Sie sich an die egoistische französische Fahrweise gewöhnen. Waghalsige Überholmanöver gehören zum guten Ton, da die Schnellstraßen breit genug sind, wenn der Gegenverkehr sich rechts hält. Nur wissen muss man es.

Die Tücken einer Fährenfahrt

Wie beschrieben ist es also vorteilhaft, mit dem eigenen Fahrzeug anzureisen, möchte man sich französische Mietwagen nicht antun. Korsika ist auch so teuer genug als Reiseziel. Bereits jetzt sieht man in Deutschland viele Fahrzeuge mit den berühmten „corsica ferries“ Aufklebern. Wir haben uns 2007 bei unserem dritten, dreiwöchigen Besuch aufgrund der Zeitersparnis für die schnellere Verbindung mit Moby Lines entschieden. Ob man die zwei Stunden Zeitgewinn jedoch in Kauf nehmen will…

»Auf den Strecken nach und von Italien, Sardinien, Korsika und Elba werden Sie einen Komfort genießen können, der üblicherweise nur den Kreuzfahrtschiffen vorbehalten ist. Moby Lines legen von 10 Häfen ab und setzen auf all ihren 16 Routen Fähren ein, die Ihre Reise so angenehm und unterhaltsam wie möglich machen. […] Der besondere Touch spiegelt sich vor allem in der Atmosphäre an Bord wieder, der jedem Reisenden ein Gefühl von Urlaub und Entspannung gibt.« (Aus einem Werbetext)

Die Realität hat bisweilen mehr Gemeinsamkeit mit dem Charme einer Flüchtlingsübersetzung. Wenn man sich nicht flott einen guten Platz reserviert, landet man zwischen Babygeschrei neben der Imbisstheke, wo zweifelhafte Gerüche noch zweifelhafterer Toastsandwiches die Fahrt versüßen. Immerhin gibt es Klimaanlagen. Einzig auf Deck lässt es sich bei schönem Wetter aushalten. Die Mädchen sollten dabei auf Röcke lieber verzichten, sofern die Jungs nicht eine spannend-windige Fährenübersetzung erleben sollen. Übrigens, ganz Glückliche entdecken vielleicht den einen oder anderen Delphin, der die Fähre ein Stück weit nahe Korsika begleitet.

Fototechnik: Infrarotfotografie, Schwarz-Weiß-Fotografie

In Zeiten der Digitalkamera sind beide Sonderarten der Fotografie sowohl schwerer, als auch leichter geworden. Auf jeden Fall sind sie fast schon Massentauglich. Schwarzweißbilder lassen sich mit jeder guten Fotosoftware erzeugen.

Wer plant, monochrome Bilder zu schießen, muss allerdings bereits bei der Aufnahme seinen fotografischen Blick entsprechend justieren. Hier zählen nur die Kontraste und Bildelemente wie Linien, Flächen und Formen. Generell empfiehlt es sich, nicht die Kamerainterne Umrechnung nach Schwarzweiß zu benutzen. Es gibt viele Arten, aus einem Farbfoto die Farben zu entfernen. Nicht alle sind zu empfehlen. Am wenigsten Photoshops »Sättigung verringern«-Funktion.

Infrarotfotos sind ungleich komplizierter. Da heute die meisten Kameras über eingebaute Infrarot-Sperrfilter verfügen, verlängern sich die Belichtungszeiten beim Einsatz eines Infrarotfilters ins Unermessliche. Nur bei Sonnenschein und mit Stativ sind vernünftige Bilder möglich. Wer sich die Mühe macht, wird mit ungewöhnlichen Fotos belohnt. Pflanzen erscheinen nach der richtigen Bearbeitung schneeweiß, Wasserflächen und der Himmel tiefschwarz, Wolken heben sich majestätisch ab. Etwas Fummelei ist jedoch die Fokussierung, da man durch den Sucher nichts mehr sieht. Am Besten ist daher kein Filter mit Drehgewinde, sondern zum Klemmen oder ähnlich. Aber fragen Sie nicht, wo man so etwas bekommt!

Die Ostküste Korsikas – fotografisch unspektakulär?

In der Castagniccia Canon D60, EF 28-135 IS, f16 1/180s
In der Castagniccia
Canon D60, EF 28-135 IS, f16 1/180s

Willkommen in der kindersicheren Zone, fotografisch äußerst herausfordernd – es erwarten Sie lange Sandstrände. Nein, ich spreche nicht von träumerischen Buchten mit breitem Sandstrand, Palmen im Wind und türkisfarbenem Wasser. Es ist wirklich nur ein ordinärer monotoner Sandstrand, fotografischer Spaßfaktor gleich null, sofern Sie nicht Meerjungfrauen knipsen möchten. Die Mücken fressen hier sogar aus der Hand, die Wellen sind meistens äußerst überschaubar.

Natürlich ist es schön, aber schließlich sind wir auf fotografische Leckerbissen aus, die gibt es wo anders. Die Traumstrände gibt es auch, weiter südlich und weiter westlich können Sie eine eigene Sichelbucht suchen, ganz für sich alleine. Dabei findet ein guter Fotograf freilich überall ein Motiv. Die Ostküste ist ein Badestrand sondergleichen, flach wie eine Flunder. Selbst die beeindruckenden Bergmassive rücken hier in weite Ferne, das Hinterland wird bewirtschaftet und agrartechnisch genutzt.

Auch FKK-Strände gibt es hier Canon D60, EF 28-135 IS, f5.6 1/350s
Auch FKK-Strände gibt es hier
Canon D60, EF 28-135 IS, f5.6 1/350s

Es ist aber auch die preislich attraktivste Region Korsikas, es gibt weitläufige Ferienanlagen, es lässt sich hier gut aushalten zwischen den Ausflügen zum Rest der Insel. Hotels und andere Bunker, überfüllte Strände – das gibt es auf Korsika meines Wissens nirgendwo. Auch ist der Strand nach Sonnenuntergang oft menschenleer, wenn man in der Nebensaison reist kann dies auch den ganzen Tag lang zutreffen. Die Entdeckungen macht man hier eher im Hinterland und an den ersten Berghängen. Niedliche Örtchen wie Cervione schmiegen sich an den Berghang und erlauben einen tollen Ausblick. Ich habe gehört, die Kneipe gegenüber der Kirche soll ganz leckeres Menü bieten.

Fototechnik: Was tun bei zu wenig Licht?

Ein unterbelichtetes oder verrauschtes Foto lässt sich retten. Ein verwackeltes Foto kaum, was den heutigen Stand der Bildbearbeitung angeht. Neue Forschungen versprechen spannende Entwicklungen, einstweilen sollten Sie aber folgende Maßnahmen ergreifen, wenn das Motiv zu dunkel ist, aber unbedingt aufgenommen werden muss.

1. ISO-Wert erhöhen: Das entstehende Bildrauschen kann mit spezieller Software am leichtesten reduziert werden.

2. Unterbelichten/pushen: Wenn Sie in RAW fotografieren, können Sie bis zu zwei Blendenstufen unterbelichten, um kürzere Verschlusszeiten zu erhalten. Später kann dann wie früher in der analogen Fotografie die Belichtung korrigiert werden. Es entsteht Rauschen, aber so kann eine Kamera, welche normalerweise beispielsweise nur ISO 1600 unterstützt, sogar ISO 6400 simulieren.

3. Blitz: So banal es klingt, auch im Freien kann ein Blitz helfen, wenn er stark genug ist. Das Blitzlicht entspricht tagsüber weitestgehend der Farbtemperatur des Lichtes.

Die jüngeren Besucher Korsikas könnten sich gar ob de mageren Unterhaltungsangebote anfangen zu langweilen. Für Tipps diese Gegend betreffend schauen Sie bitte in den Reiseführer Ihres Vertrauens. Zu sehen gibt es auch hier jede Menge, zum Beispiel eine Farm für Duftöle und Essenzen nahe Moriani-Plage, geführt seit langem von einer deutschen Familie.

Die Westküste Korsikas

Zu Besuch in Porto Canon D60, EF 28-135 IS, f4.5 1/250s
Zu Besuch in Porto
Canon D60, EF 28-135 IS, f4.5 1/250s

Die Westküste erschließt sich nicht so leicht und schnell wie die Ostküste. Die Straße windet sich um die vielen Buchten. Viele Luxushotels – teilweise mit dreistelligen Tagespreisen – haben ihre eigene Bucht. Wenn man Glück hat, kann man an der Westküste recht hohe Wellen erwischen. Den Surfern macht das sowieso Spaß, vor allem aber ist es eine schöne Abwechslung zur Ostküste. Aber Vorsicht, über den Sandstrand geschliffen zu werden kann eine ganz neue Erfahrung werden, halten Sie Ihre Badekleidung fest. Apropos Baden: Die Franzosen sind sind manchmal etwas kritisch gegenüber FKK oder Oben-Ohne-Baden. Manche Strände sind jedoch auch explizit als FKK-Strände ausgewiesen.

Die Westküste ist sicherlich am zeitaufwändigsten. Ich muss gestehen, auch ich kenne den größten Teil noch nicht. Ajaccio muss man sicherlich mal besucht haben, die Stadt ist für korsische Verhältnisse eine Metropole. Sie ist relativ großzügig angelegt und liegt an einem Golf. Sie ist nicht so gedrungen und kantig wie Bastia. Die Geburtsstadt Napoléons macht dennoch einen relativ gemütlichen Eindruck, gilt als bedeutendste Stadt Korsikas und geizt wie das restliche Korsika ebenfalls nicht mit Gegensätzen. Fotografen sollten die Augen offenhalten und ein bisschen Straßenfotografie und Schnappschüsse üben. Natürlich hat die Westküste viel mehr zu bieten als nur Ajaccio.

Interessant, oder besser schaurig-schön, sind die tiefdunklen Strände bei Nonza und Marine d’Albo. Das bis hierhin üppige Grün weicht urplötzlich einem kahlen, grauen Gestein. Ein 1966 stillgelegter Asbest-Tagebau (franz. »amiante«) ist die Ursache für die verseuchten Strände. Bei den Menschen der Halbinsel weckt dies keine schönen Erinnerungen. Viele Arbeiter starben damals an unheilbaren Krankheiten. Nur auf Korsika verwandte man Asbest als Grundstoff für Keramik. Die Asbestadern wurden unter oft sehr mühseligen Bedingungen abgebaut. Die Formen waren sehr archaisch, und das Handwerk setzte sehr viel Sorgfalt und Geschicklichkeit voraus.

Die Südspitze

Stolz thront Bonifacio auf den Klippen über dem Meer Canon EOS 350D, EF 17-40L, f13 1/320s
Stolz thront Bonifacio auf den Klippen über dem Meer
Canon EOS 350D, EF 17-40L, f13 1/320s
Bonifacio Canon EOS 350D, EF 70-300 DO IS, f7.1 1/100s
Bonifacio
Canon EOS 350D, EF 70-300 DO IS, f7.1 1/100s

Mit einigen Adjektiven lässt sich der Süden Korsikas recht treffend beschreiben: touristisch, weich, erschlossen. Durch seine freundliche Landschaftsformation war der Süden schon früh für die Besiedlung prädestiniert. Die touristischen Zentren Bonifacio, Porto Vecchio und Propriano liegen alle hier im Siedlungsgebiet, heute das umsatzstärkste Touristengebiet der Insel. Auch geschichtliche Fundstätten (prä-)neolithischer Kulturen häufen sich hier.

Die Straßen hier sind am Besten ausgebaut, und wer Bonifacio betritt (oder besser besteigt) wird keinen Zweifel mehr daran lassen, dass Korsika beliebt ist wie schon lange nicht mehr. Kitschbuden, Souvenirkisten und sehr interessante Krämergeschäfte drängen sich hier in den schmalen Gassen der Stadt auf der Klippe. Es macht Spaß, den Ausblick zu genießen und allerlei Krams zu bestaunen. Nur eine Bitte: Versuchen Sie nicht, auch noch den letzten Anstieg in die Stadt mit dem Auto zu erreichen. Sie werden ja doch wieder herunterfahren müssen. Eine sehr gute Parkmöglichkeit ist der nahegelegene Privatparkplatz für Bootsausflüge. An diesen müssen Sie nicht teilnehmen, aber wer kann sich schon über sechs Euro Parkgebühr für den ganzen Tag beklagen. Denn den ganzen Tag werden Sie hier schon brauchen, wenn Sie etwas sehen wollen.

Die Hafenstadt Porto Vecchio zählt zu den teuersten Städten Korsikas. An einem natürlichen Hafen gelegen, lohnt auch hier der Besuch. Nur das Mittagessen sollten Sie vielleicht lieber außerhalb einplanen. Mehr kann ich nicht dazu sagen, da ich noch nicht dort war. Ebenfalls nicht in Sarténe und Propriano. Man kann eben nicht alles an einem Tag haben. Bitte entdecken Sie doch selbst und berichten Sie mir, wenn Sie Lust haben, gerne auch mit fotografischem Material.

Das Nordkap (Cap Corse)

Ein paar Häuschen, ein paar Boote, ein Hotel und die nächste Bucht Canon EOS 350D, EF 17-40L, f11 1/80s
Ein paar Häuschen, ein paar Boote, ein Hotel und die nächste Bucht
Canon EOS 350D, EF 17-40L, f11 1/80s

Wie ich bereits schrieb sollte man die Reiserichtung in bezug auf die Klippe neben der Straße beachten. Ansonsten ist das Cap Corse, oder auf korsisch Capi Corsu, eher unspektakulär. Nun, das bedeutet lediglich, dass hier weder die höchsten Berge noch die romantischsten Landschaften oder die schönsten Strände liegen. Und dennoch sollte kein Besucher den Norden ausklammern, denn er glänzt durch seine Vielfalt.

Fototechnik: schwierige Lichtverhältnisse

Wer das Nordkap umfährt um Fotos zu machen, sollte den Stand der Sonne beachten. Dennoch, man wird hier immer auf problematische Lichtsituationen treffen, allen voran Gegenlicht und starke Kontraste. Wenn das Meer die Sonne zurückwirft, kann keine Kameraautomatik mehr mithalten, und der Tonwertumfang jedes Films und jedes Digitalsensors erst recht wird gnadenlos gesprengt.

Es gibt einige Möglichkeiten dafür zu sorgen, dass Sie am Ende des Urlaubs nicht mit einem Haufen falsch belichtetem Ausschuss an Fotos dastehen.

1. Lieber ein Bild zu viel als zu wenig. Das gilt auf solchen Reisen ohnehin. Versorgen Sie sich mit genügend Speicherkapazität. Externe Imagetanks können hier eine große Hilfe sein, auch ein eigener Laptop. Dann kann man die entstandenen Werke auch gleich begutachten. Wer Korsika besucht, hat in der Regel die finanziellen Mittel für so ein Spielzeug oder nennt es schon sein eigen.

2. Schießen Sie in RAW. Dies bietet verglichen mit JPG einen erhöhten Dynamikumfang und noch etwas Raum für Korrekturen in Belichtung und Weißabgleich.

3. Machen Sie eine Belichtungsreihe. Moderne Kameras bieten eine solche Funktion in der Regel an. Wählen Sie den Blendenabstand lieber großzügig, wenn die Kontraste hoch sind.

4. HDR und DRI für die geduldigen Profis. Wenn Sie ein Stativ dabeihaben, versuchen Sie eine Belichtungsreihe des gleichen Motivs. Sie können anschließend mit verschiedenen mathematischen Bildbearbeitungsmethoden (High Dynamic Range und Dynamic Range Increase) ein Bild zusammensetzen, welches überall korrekt belichtet ist.

5. Entscheiden Sie sich. Nicht immer muss alles auf einem Foto korrekt belichtet sein. Stichwort: Silhouette. Lassen Sie den bedeckten Himmel lieber überstrahlen und nehmen Sie den Horizont um Gottes Willen aus der Bildmitte.

Das Kap ist keine Touristenregion. Viel mehr als Tagesreisende trifft man hier nicht. Somit hat sich die Landschaft viel Ursprünglichkeit bewahrt. Fotografisch ein Leckerbissen, da man an einem Tag von der Westküste zur Ostküste fahren kann, bei wechselndem Licht und im Norden mit Ausblick auf die angrenzenden Inseln. Apropos Ausblick, hier wieder ein kleiner Tipp: Nach ausgedehnten Regengüssen, welche oft auf eine Periode drückender schwüler Hitze folgen, ist nicht nur die Sicht kilometerweit garantiert, sondern auch die Temperatur angenehmer. Aber welcher Urlauber kann es sich schon in seinen ein bis drei Wochen leisten, auf das Wetter zu warten?

Der äußerste Norden ist eine der wenigen Regionen auf Korsika, in denen viele Menschen noch vom Fischfang leben. Kleine Hafenstädtchen wie das nördlichste Macinaggio beherbergen heute zwar keine korsische Marine mehr, aber die kleinen Fischerhäfen versprühen einen ganz eigenen Charme, wenn die mageren schwarzen Hafenkatzen um die Fischkutter schleichen auf der Suche nach essbaren Überresten. Äußerlich ist das Nordkap bereits von der Fähre aus an dem dutzend moderner Windräder zu erkennen, die hoch über dem Meer aufgestellt sind. Neben den Fischerhäfen finden sich aber auch jede Menge kleiner Jachthäfen, ein beliebter Zwischenstopp für Segler und andere Wasserreisende.

Nun gehört auch Bastia zum Norden Korsikas. Ein bisschen erweckt die Stadt den Eindruck eines Fremdkörpers. Die meisten Touristen kennen Sie nur aus der Hafenperspektive, denn hier legen die Festlandsfähren an. So wird sie oft links liegen gelassen, wenn sich die Blechlawine nach Süden quält, zu den interessanteren Regionen Korsikas. Auch war keine andere Stadt Korsikas war so häufig Ziel von Anschlägen korsischer Separatisten. Einige Ecken der Stadt sind zugemüllt wie Neapel. Dennoch, etwas zu Unrecht wird diese Stadt so häufig übersehen. Die ambivalente Mischung von Neuem und Alten ist faszinierend und aufdringlich. Alte Gemäuer und neue Bauten, romantische Häfen und Industrieviertel, Provinz und Stadt treffen hier aufeinander und erzeugen eine aufregende Atmosphäre. Laut und unmittelbar ist das Leben in Bastia, wo das Meer, die Ebene und die Berge aufeinanderstoßen. Bastia ist weder die größte Stadt noch die Hauptstadt, es ist also nicht Ajaccio, aber es ist das wirtschaftliche Zentrum.

Das Inland und die Gebirge

Infrarot- oder Schwarzweiß-Fotografen kommen hier auf Ihre Kosten Canon EOS 350D, EF 17-40L, f7.1 20s, Infrarotaufnahme
Infrarot- oder Schwarzweiß-Fotografen kommen hier auf Ihre Kosten
Canon EOS 350D, EF 17-40L, f7.1 20s, Infrarotaufnahme

Die wahren Geheimnisse Korsikas, dessen Unberührtheit und Flair verbergen sich im Inland. Dies lockt mit malerischen Tälern, wilden Gebirgszügen und alten, einst einflussreichen Städtchen. Corte liegt mittendrin als Verkörperung der korsischen Kultur.

Einst die Hauptstadt Korsikas unter Pasquale Paoli, ist Corte heute ein beliebter Zwischenstopp auf dem Weg in eines der vielen Täler mit ihren sich um riesige Steine windenden Flüsschen. Hier treffen der Tavignano, der Restonica und der Orta zusammen. Rundherum ragen die steilen Felswände der Bergmassive auf, des Tavignano-Tals und des Grabenbruchs. Wieder ein kleiner Überlebenstipp: Wir sind hier weit entfernt von der Küste, die Temperaturen liegen oft weitaus höher als im windverwöhnten Flachland. Es ist sicherlich keine gute Idee, mittags um zwölf bei 35 Grad im Schatten durch die Altstadt Cortes zu schlendern. Vielleicht sollten Sie bis es sich nachmittags etwas abkühlt den Tag im Restonica-Tal verbringen. Sofern Sie kein zu großes Auto haben und es nicht Sonntag Nachmittag ist, wenn das langgestreckte Tal unter der Last der Wochenendbesucher ächzt.

Weiter südlich liegt Zonza, ein kleines Bergdorf mit kleinem touristischem Kern. Es ist ein Verkehrsknotenpunkt und liegt auf dem Weg in das Col de Bavella. Vorher durchquert man noch dichte Schwarzkiefer und Kastanienwälder, bevor man schließlich auf relativ gut ausgebauter Straße die höchsten Bergregionen Korsikas erreicht. Der zweithöchste korsische Straßenpass liegt auf 1218 m ü. NN und führt direkt bis zum Gipfelplateau, welcher ein Zielpunkt vieler Touristen und Pilgerer ist. Ja sogar Reisebusse verkehren hierher. Gegenüber lassen sich die Aiguilles de Bavella (Bavella-Nadeln) bestaunen.

Der Ausblick auf dem Plateau und während der Fahrt entlohnt allerdings den touristischen Massenunfall auf dem Gipfel. Im Sommer werden hier auch zum Teil saftige Parkgebühren erhoben, da der Gipfel tatsächlich eine der Regionen Korsikas ist, die zeitweise hoffnungslos überrannt sind. Die 1954 am Col de Bavella errichtete Monumentalstatue Notre-Dame-des-Neiges ist am 5. August jedes Jahres Ziel einer viel besuchten Wallfahrt. Vorsicht auf der Rückfahrt, eine Familie wilder Hausschweine macht es sich gerne auf der Straße bequem, wohl wissend, dass die Touristen immer etwas zu fressen dabei haben. Dann werden die Tiere teils recht anhänglich.

Die Geschichte Korsikas

Die Menhiren: Zeugen einer vergangenen Epoche der Menschheitsgeschichte Canon EOS 350D, EF 17-40L, f11 1/60s
Die Menhiren: Zeugen einer vergangenen Epoche der Menschheitsgeschichte
Canon EOS 350D, EF 17-40L, f11 1/60s

Was die Geschichtswissenschaft angeht, wurde die Insel lange Zeit quasi ignoriert. Erst seit kurzer Zeit beginnt sich die Archäologie für sie zu interessieren. Die Korsen selbst waren zu beschäftigt, auf der wirtschaftlich gesehen nicht grade reichen Insel zu überleben. Neben dem Überlebenskampf, den Clanzwistigkeiten und den Unabhängigkeitskämpfen bleib für die eigene Geschichte keine Zeit. Erst in den letzten Jahrzehnten wird die korsische Frühgeschichte und Neuzeit genauer unter die Lupe genommen. Man darf sicher sein, dass die Macchia noch so manches Geheimnis preisgeben wird.

Wer weiß, wo er suchen muss, findet zahlreiche Zeugen vergangener Zeiten. Überall auf der Insel finden sich große Megalithen, tausend Jahre älter als die Pyramiden in Ägypten oder Stonehenge auf der britischen Insel. Womöglich dienten auch sie mathematisch-astronomischen Zwecken. Vielleicht waren sie aber auch Teil eines Totenkultes. Wer mehr dazu wissen möchte, findet in den besseren Reiseführern zu Korsika genügend Material.

Nun, wir sind hier fotografisch interessiert unterwegs, daher klammere ich einen Großteil der Geschichte hier einmal aus. Einen Blick wert, und ohnehin unübersehbar, sind die genuesischen Wachtürme vor allem am Cap Corse. Eine Anordnung von großen Steintürmen entlang der Küste, als Nachrichten und Warnsystem konzipiert welches mit Hilfe von Rauch- oder Lichtzeichen funktionierte. Von einem Turm lässt sich der jeweils nächste immer erblicken. Ein bisschen wie die Fackeltürme in der Verfilmung von Herr der Ringe, möchte man meinen. Sie sind Überreste des einstigen genuesischen Verteidigungsgürtels und in dieser umfassenden Form sonst nirgendwo zu finden.

Nicht so schön…

Kleine Örtchen wie Zonza ächzen unter der täglichen Verkehrslast Canon EOS 350D, EF 70-300 DO IS, f7.1 1/250s
Kleine Örtchen wie Zonza ächzen unter der täglichen Verkehrslast
Canon EOS 350D, EF 70-300 DO IS, f7.1 1/250s

Stetig steigt die Anzahl der Touristen auf Korsika, inzwischen kann man fast schon von einem kleinen Boom sprechen, den die Insel erlebt. Nun muss sich sicherlich niemand Sorgen machen, dass die Korsen ihre schöne Heimat unkontrolliertem touristischem Baugewerbe und Reiseveranstaltern überlassen. Vermutlich würden hässliche Hotelklötze noch vor der Fertigstellung durch die lokalen Anhänger korsischer Unabhängigkeitsbewegungen gesprengt – wohlgemerkt, in der Regel ohne dass Menschen zu Schaden kommen. Viele Korsen wollen es nicht zulassen, dass ausländische Kapitalgeber die Insel besetzen.

Folgen der vielen Besucher, vor allem aus Frankreich und Italien, sind dennoch sichtbar. Manches Tal, das vor Jahren noch wildromantisch und als Geheimtipp gehandelt wurde, ist heute vor allem an Wochenenden völlig überlaufen. Die Straßen im Solenzara-Tal sind ausgebaut worden, die Parkplätze ebenfalls. Eine schier endlose Blechlawine stürmt an sonnigen Tagen die zahlreichen Badestellen an den Wildbächen, so dass sich mancher Tourist empört abwendet und sich fragt, wo die unbewohnte Wildheit der Insel geblieben ist. Zum Teil bekommt man nicht einmal mehr einen Parkplatz. Das Restonica-Tal ist noch nicht soweit, aber auf dem besten Weg dahin. Im Moment ist es noch relativ unbekannt. Übrigens, im Hotel Restonica bekommen auch Besucher auf Durchfahrt ein hervorragendes Eis serviert. Unbestreitbar ist der Vorteil der regen Straßenbautätigkeit der letzten Jahre, dass viele Orte heute mit weit weniger Stress und Mut an der Klippe erreichbar sind. Leider geht dabei auch etwas Nervenkitzel baden.

Eine andere unschöne Seite Korsikas trifft man überall, wo sich Menschen aufhalten. Nun, genau genommen sind es vor allem die Franzosen, die Ihren Müll überall verstreut lassen. Das muss man leider so sagen, der Autor durfte das wiederholt beobachten. Man darf jedenfalls gespannt sein, was sich die Korsen einfallen lassen, um ihre schöne Insel vor diesen und anderen Problemen zu schützen. Bereits recht gut im Griff haben sie jedenfalls das bekämpfen der regelmäßigen Waldbrände.

Wenn sich der Himmel rot färbt

So könnte es aussehen, wenn man einem Waldbrand zu nahe kommt Canon EOS D60, EF 28-135 IS, f11 1/60s
So könnte es aussehen, wenn man einem Waldbrand zu nahe kommt
Canon EOS D60, EF 28-135 IS, f11 1/60s

Waldbrände sind ein Problem auf Korsika. Deswegen sollte man als Autofahrer darauf verzichten, in bewaldeten oder von der Macchia überwucherten Gebieten Zigaretten aus dem Autofenster zu schnippen. Mehrere Löschflugzeuge und Hubschrauber sind in den Sommermonaten ständig damit beschäftigt, zum Teil sogar absichtlich gelegte Brände zu löschen.

Stausee Canon EOS 350D, EF 70-300 DO IS, f11 1/200s
Stausee
Canon EOS 350D, EF 70-300 DO IS, f11 1/200s

Die Feuerwehr ist sehr gut ausgestattet und nach langer Dürre immer in Bereitschaftsstellung. Es kommt vor, dass ganze Landstriche abbrennen und danach lange Zeit den Eindruck einer trostlosen Mondlandschaft machen. Zugegeben, auch das gehört zu Korsika, und auch das hat seinen Reiz. Es gehört einfach dazu wie die allgegenwärtigen Esel und Schweine auf der Straße.

Fototechnik: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Gute Fotografien sind entweder akribisch geplant, zumindest aber war der Fotograf zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Nichts ist entmutigender, als Mittags bei hochstehender Sonne eine Steinwüste zu fotografieren.

Morgens und abends steht das Licht in flachem Winkel zur Erde, Objekte treten plastisch hervor und lange Schatten erhöhen den Tiefeneindruck auf Bildern. Abends kommt zudem ein warmer Farbton ins Bild. Wichtig ist, hier bei der digitalen Entwicklung oder bereits beim fotografieren nicht akribisch den perfekten Weißabgleich zu machen. Lieber etwas wärmer, um die Stimmung auch richtig wiederzugeben. Mittags erhalten Bilder oft einen leichten Blaustich.

Städte und kleine Ortschaften entfalten auch in der blauen Stunde und nachts ihren Reiz, vergessen Sie ihr Stativ nicht und fangen Sie die malerische Stadt- und Hafenbeleuchtung ein, vielleicht noch mit Wasserreflektionen.

Am schwierigsten zu planen, insbesondere auf Korsika, ist das Wetter. Es ist beinahe schon Glück, zum Sonnenuntergang auch noch dunkelblaue Gewitterwolken in den Bergen zu haben. Ist es dann einmal so weit, sind auf Korsika sehr schöne Gewitterfotografien möglich.

Internetzugang auf Korsika

Verirrtes Treibgut im Fluss der Gezeiten Canon EOS 350D, EF 17-40L, f10 30s
Verirrtes Treibgut im Fluss der Gezeiten
Canon EOS 350D, EF 17-40L, f10 30s

Vor einigen Jahren noch hatte man Glück, wenn man in einem der Internetcafés in größeren Städten ein Stündchen mit der Welt konnektieren konnte. Inzwischen bieten viele Touristenzentralen auch in kleineren Örtchen WLAN-Hot Spots an. Unbedingt dabeihaben sollte man allerdings den Laptop, um in den Genuss kostenlosen Internets zu kommen.

Ob es allgemein üblich ist, kann ich nicht sagen, aber mit einer Eigenart dieses Angebots muss jeder für sich klarkommen. Man ist verpflichtet, seine Adresse und Unterschrift zu hinterlassen, samt der Login-ID die man benutzt. Somit ist man praktisch schutzlos einer möglichen Überwachung ausgeliefert – Netzneutralität ade. Jedenfalls solange man die korrekte Adresse angibt… Immerhin noch sympathischer als Italien, wo inzwischen der Personalausweis in Internetcafés verlangt und als Pfand einbehalten wird.

Schlusswort

Korsische Vegetation Canon D60, EF 28-135 IS, f4 1/125s
Korsische Vegetation
Canon D60, EF 28-135 IS, f4 1/125s

Wie Sie sehen, ist Korsika kein Ziel für einen Kurzurlaub. Wer sich ernsthaft mit der Insel anfreunden möchte, wird die nächsten paar Urlaube einplanen müssen. Ich bedanke mich für Ihre Geduld und hoffe, die Lektüre konnte Ihnen einige Entscheidungen erleichtern und einige unbekannte Tipps geben.

Nützliche Links

» www.paradisu.de
» Korsika.fr
» Frankreich A-Z
» Ferienwohnungen in Cargese
» Korsika-Forum.de
» korsika-urlaub.org
» korsika-info.nl
» stella-corsica.com
» rico-tours.de
» Korsika-Entdecken.de