Ein paar Eindrücke aus einem kurzen Besuch in Harajuku.
Das hier ist irgendwo anders, und die Zikade war Handtellergroß und sehr laut:
Manga und Anime sind, so könnte man nach einem Besuch in Akihabara (und auch Ikebukuro) meinen, der Japaner einzigste Lieblingsbeschäftigung. Ich bin also am Dienstag dort von 13 Uhr bis 23 Uhr gewesen und auch am Donnerstag noch einmal und wie es aussieht aufgrund eines Versprechens auch am Freitag noch einmal. Also – Es folgt Tripple-Blogging der letzten Tage in Tokio, denn am Freitag ist am Abend Abschiedsfeier für alle Teilnehmer der Youth Week und am Samstag ziehe ich hier aus. Anschließend geht’s zur Gastfamilie (JA! Ich habe endlich eine!) nach Utsonomiya zwei Stunden von Tokio entfernt. Mit dem Shinkansen ist es nur eine Stunde, aber dann kostet es 50 statt 20 Euro, heisst es.
So, was gibt es über Akiba zu sagen? Mit offenem Mund kann man dort die Hauptstraße und die Seitengassen entlanglaufen. Dicht an dicht drängen sich mehrere Stockwerke hoch die Doujin-, Manga-, Anime-, DVD- und Elektronikshops. An jeder Straßenecke stehen zuckersüße Meidos und werben für eines der zahlreichen Meidocafés. Überall flimmert es von den Monitoren und man sieht sofort, dass zur Zeit die große K-on, Toradora, Spice and Wolf 2.0 und Haruhi 2.0 Marketingmaschine auf Hochtouren läuft. Die UFO-Catcher locken mit noch nicht käuflich verfügbaren Figuren, an jeder Ecke klimpert einem die Titelmelodie der Animes entgegen. Ohrenbetäubende Pachinko- und Spielhallen stehen dem Besucher ebenfalls offen.
Die schmalen, ein dutzend Stockwerke hohen Shops sind an der Außenfassade mit zahlreichen Plakaten beklebt und auch die Keller sind – extrem gut herunterklimatisiert – nicht zu verachten. Dort findet man nicht nur kleine Doujin-Geheimtipps sondern so man möchte auch die Ü18-Abteilungen aus dem Anime- und Realfilmbereich. Die Erotikabteilungen westlicher DVD-Verleihe ist gegen die sich mehrere Stockwerke hinziehenden Filmsammlungen übrigens ein Witz. Auch die DVD-Cover sind hier weitaus ästhetischer und wirklich ein Blickfang für den geneigten Besucher, im Gegensatz zu den Übelkeit erregenden DVDs in deutschen Shops.
Ich war allerdings nicht (so sehr) geneigt und wollte auch lieber ein bisschen im Anime-Merchandising stöbern. Allerdings muss man da wirklich Zeit mitbringen, die ich mir dann auch vom DJJG-Programm abgezwackt habe. Dafür auch an dieser Stelle noch eine Entschuldigung an die Organisatoren sowie die lieben Mitreisenden. Ich habe diverse (optionale) Veranstaltungen sausen lassen, um noch einmal nach Akihabara und andere Bereiche Tokios zu kommen. Die Ergebnisse der Beutezüge seht ihr auf den Fotos.
Selbstverständlich durfte auch ein Besuch in einem Meidocafé nicht fehlen. Die Komilitonen aus dem Animereferat der Hochschule Furtwangen wären kerzengrade und raketengleich durch die Decke gegangen, hätten Sie diesen Anblick genießen dürfen. Eigentlich wollte ich mit der Kollegin rein, aber da ich sie auf dem Handy nicht erreichte, blieb mir nur die Wahl zwischen Alleine rein oder Alleine nicht rein. Also reservierte ich mir einen Sitzplatz für ein Stündchen, bei der jungen verkleideten Japanerin die sofort auf mich zustürmte, als ich aus dem Fahrstuhl stieg und den zartrosa Raum betrat.
Dann durfte ich erst einmal das skurrile Schauspiel genießen, denn anders kann man es kaum nennen. Mehrere blutjunge Meidos in zuckersüßen Kostümen wuselten zwischen den Besuchern allen Alters und Nationalität hin und her. Hier spielte eine Meido grade Karten mit dem Japaner und ließ immer ein entzücktes Quietschen los, wenn Sie wieder gewonnen hatte. Dort servierte grade die Meido mit den hohen schwarzen Strümpfen und dem Totenkopf im Haar das Omelett, um es daraufhin mit Ketchup zu bemalen. Einmal die süße Katze aus Ketchup und Majo, bitte. Dann darf noch der Zauberspruch nicht fehlen, der dem Ganzen den guten Geschmack verleiht. Zusammen mit dem Gast wir lauthals ein „moe moe!“ gestikuliert, um den Reis noch ein wenig schmackhafter zu machen.
Am amüsantesten waren immer die Gesichter der neuen Gäste, die der Fahrstuhl gelegentlich in den Raum spuckte, während die Glöckchen am Windspiel aufgeregt klingelten. Mit offenem Mund und ungläubig staunendem Blick überlegten die Gäste, wie sie nun in Gegenwart der anderen Gäste auf diesen Ansturm an Süßwaren auf Beinen reagieren sollen. Wie überall in Japan sind aber auch hier die Regeln klar. Fotografieren und Anfassen verboten.
Die deutsche Anime- und Mangaszene ist verglichen mit dem Angebot in Akiba so unscheinbar und klein, dass man sie problemlos komplett hinter dem nächsten Ayanami Rei Pappaufsteller verstecken könnte. Nein, die sind leider nicht verkäuflich. Ich gebe zu, man muss sich zumindest ein wenig dafür interessieren, sonst könnte man schon auf den Gedanken kommen, das Lächerlich zu finden. Allerdings gibt es in Tokio so viele Verrückte, Interessante und Schräge Sachen… die man eigentlich glatt übernehmen sollte.
So frage ich mich jedes Mal, wenn ich vor einem der zahlreichen Automaten stehe und mich entscheiden muss zwischen heißem Kaffee, Eiskaffee, grünem Tee, Weizentee, Grillhähnchen mit Pommes und Teelimonade, warum gibt es das nicht in Deutschland? Weshalb zeigen die Ampeln in Deutschland nicht an, wie lange es noch dauert, bis es grün wird? Weshalb können wir in Deutschland nicht schon mit einer einzigen Karte berührungslos sowohl den Getränkeautomaten als auch die U-Bahn als auch das Handy bezahlen? Wieso haben wir in Deutschland keine dermaßen schicke, diverse Modeströmungen wie in Tokio? Weshalb schmeckt sogar der McDonalds und die Crepes in Tokio tausendmal besser als in Deutschland? Wieso bedankt sich in Deutschland niemand, wenn man ihm zum Vorbeigehen Platz macht? Warum macht in Deutschland niemand Platz, wenn Jemand vorbeigehen möchte? Wieso kann man in Tokio problemlos im dichtesten Gedränge eine empfindliche Plastiktüte mit Inhalt transportieren? Wieso wird man in Deutschland nicht als Kunde freundlich begrüßt und noch freundlicher verabschiedet, wenn man etwas gekauft hat? Wieso habe ich den Eindruck nach drei Tagen Tokio, dass ich schon einen Monat hier bin?
Es gab in Tokio Momente, da habe ich staunend, ehrfürchtig und mit einem tiefen Gefühl der Gerührtheit sprachlos Jemand gegenüber gestanden – und das nur aufgrund einer kleinen, eigentlich selbstverständlichen und zuvorkommenden Geste. Allerdings gab es das auch umgekehrt. Ich erinnere mich an die sehr süße junge Japanerin (die meisten Japanerinnen sind sehr süß, und sehr jung) die mir mit offenem Mund und freudigem Ausdruck hinterher geschaut hat, da ich ihr für sie völlig unerwartet Platz gemacht hatte. Aber es macht auch Spaß, wenn man dafür ein Dankeschön erntet. Auch dies ist wieder nur ein kleines Beispiel für eine der vielen beeindruckenden Arten, wie Japaner menschlich miteinander umgehen.
Ich möchte aber damit nicht sagen, dass wir hier ein Paradies haben. Ich wähle als Beispiel hier nur zwei Dinge. Da sind zum Beispiel die alten, verfallenden Gebäude im Zentrum Tokios. Direkt an die neuen modernen Bauten angrenzend, scheint sich niemand um sie zu kümmern und sie zu sehen. So wie die Obdachlosen Menschen, die ebenfalls übersehen werden. Zum Teil schlafen sie in manchen Stadtteilen mitten auf dem Fußweg. Offiziell existieren sie jedoch gar nicht. Ich wollte auch noch die unbekannteren Viertel Tokios besuchen, die Hafenviertel, die Seiten an Tokio, die der Tourist nicht sieht. Leider blieb für alles zu wenig Zeit. Daher werde ich noch bis zum nächsten Japanaufenthalt warten, bevor ich mir mein euphemistisches Bild Japans zerstöre.
Update ab hier: In Ikebukuro gibt es in der Sunshine City auch eine Anime- und Mangameile, die ist zwar sehr viel kleiner als in Akiba, aber auch sehr viel billiger.
Montag war Präsentation und Abschlussfeier im Goethe-Institut. Ich also noch schnell Krawatte und Anzug aus der Hand gelegt und zu Hause gelassen, sich wohl an die Temperatur-Katastrophe vor einigen Tagen erinnernd. Und es war kein Fehler, ich war allerdings etwas stinkig gegenüber den Deutschen, die in kurzer Hose und T-Shirt kamen. Den Japanern sehe ich das nach, die wurden vielleicht auch nicht informiert. Vorher haben wir aber noch kurz im nahe gelegenen Meiji-Schrein Harajuku-Omotesando vorbeigeschaut. Morgenpredigt der Priester in Begleitung unserer in drei Teile aufgesplitteten Reisegruppe. Dieses Spektakel hätte ich mir lieber gespart.
Naja, dann gab’s halt Präsentationen, die inhaltlich wie zu erwarten war keine Meilensteine setzten. Das war meiner Meinung nach ja auch nicht das Hauptziel des Youth Summit, sondern das, was gestern passiert ist. Die Popkultur/Otaku-Gruppe erzählte von ihrem Besuch in Akihabara, den ich neidisch verfolgte und am Dienstag selbst reproduzierte. Deswegen sitze ich jetzt auch diesen Beitrag schreibend mit einem dutzend Blasen an den Füßen und einer ganzen Tüte Jagderfolg da.
Nach den Präsentationen stellte uns die Vereinsleitung noch ihre Ideen und Träume für die Zukunft der Veranstaltung vor, die dieses Mal bereits doppelt so groß geworden war wie letztes Mal. Ich bin sicher, sie wird sich zu etwas ganz Besonderem entwickeln, wenn zwei Bedingungen erfüllt werden. Es müssen sich mehr Leute finden, die an diesen Verein bereit sind zu glauben und sich in ihm engagieren. Und die Administration darf den Boden unter den Füßen nicht verlieren. Ich weiß, so etwas aus meinem Munde, grade Ersteres.
Ich habe gesehen, wie viel Arbeit und wie wenig Schlaf und Essen diese Leute investiert haben, um uns diese Woche zu bieten. Das verdient höchsten Respekt, insbesondere auch den drei Japanerinnen Haruka, Aya und Chiemi. Die haben ganze Nächte ohne Schlaf verbracht und dann auch das Frühstück ausgelassen. Dazu wäre nicht mal ich im Stande gewesen. Also großes Danke und Geschenke auf der Bühne. Die Organisationswut der Japaner ist ohnehin bewundernswert.
Kleinste und Banalste Sachverhalte werden aufgeteilt, aufgeschrieben, in der Gruppe besprochen und dann wie am Schnürchen umgesetzt. Dermaßen penibel, dass es mir peinlich war, als ich das zweite Mal nach der Anzahl der Personen in meiner Dokumentationsgruppe gefragt wurde und keine Antwort wusste. Die Gruppe existiert allerdings zur Zeit quasi sowieso nicht, weil wir ja im hier und jetzt Leben und ich sogar für das Blog kaum Zeit aufbringen kann und manchmal sogar will.
Na, dann ging‘s jedenfalls weiter mit einem extrem beeindruckenden und mitreißenden Konzert klassischer japanischer Musik. Ich weiß leider grade nicht, wie das Instrument heißt, aber die Bilder sprechen für sich. Des Weiteren waren die japanischen Trommler hautnah zu erleben, die wohl auch schon auf dem Japantag in Düsseldorf auf der Bühne standen, wenn ich nicht irre. Wahnsinn.
Es zeigte sich dann bei der Abschlussfeier, dass die Japaner nach einem Becher Bier schon kräftig Einen sitzen haben. Während die Deutschen noch todnüchtern herumstanden, flippten die Japaner bereits aus und sorgten für gute Laune. Dank geht auch an die DJJG für das leckere Buffet. Dann verfielen alle in eine Art Fotowahn zum Abschied jener Teilnehmer, die sich am nächsten Tag davon machen würden. Es wurden viele Geschenke ausgetauscht.
Ich verzog mich anschließend gegen neun Uhr noch mit Natasha nach Shibuya, um ein Eis zu essen und mir die Geschichte vom treuen Hund Hatchi erzählen zu lassen. Das scheint wirklich ihr Lieblingsplatz zu sein in Tokio. Die Amerikaner verfilmen die Geschichte übrigens offenbar grade mit Richard Gere. Das kann ja nur Hollywood werden, bäh. Und die Hauptrolle spielt kein Japaner? Naja.
Liebe Leser, aufgrund schwieriger Verhältnisse werden in der nächsten Zeit, nun, da ich ein Internetcafé im Ort meiner Gastfamilie Utsonomiya gefunden habe, die alten Beiträge die schon auf Publizierung warten nachgeholt. Bitte also nicht wundern, wenn ich über Akihabara schreibe, obwohl ich seit dem Wochenende schon in Utsonomiya bin.
Wie ihr vielleicht ahnt, sind die Blogbeiträge immer ein bis zwei Tage verzögert. Das bedeutet, ich war bereits am freien gestrigen Dienstag in Akihabara, während ich eigentlich den Beitrag für das Wochenende schreiben sollte. Aber das mache ich jetzt etwas zusammengefasst. Es folgt also die Zusammenfassung für Sonntag und Montag, 16+17. August. An diesen Tagen fand der Youth Summit seinen Höhepunkt und Abschluss.
Am Sonntag waren wir viel unterwegs, bevor wir uns an die Diskussion und Vorbereitung der Präsentation für den Höhepunkt des Youth Summit am Montag machten. Die Bilder erzählen auch heute wieder mehr, als ich über die Tempel und Schreinbesuche schreiben könnte. Wie üblich hatten wir wechselweise 30° im Schatten und Ohne bei üblich hoher Luftfeuchte.
Der Museumsbesuch erzählte uns die Geschichte Japans im Blickwinkel von Krieg und Frieden, Sieg und manchmal auch Niederlage. Die Darstellung einiger Sachverhalte war ein bisschen gewöhnungsbedürftig oder nur sehr indirekt verständlich, vor Allem wenn es um Niederlagen ging oder gar den Ausgang des 2. Weltkrieges. Ganz wichtig war immer, eine Entschuldigung für jede offensive Handlungsweise zu präsentieren. Ich möchte nicht sagen, dass die Darstellungen falsch waren, aber sie waren manchmal dermaßen verzerrt, dass man sich fragt, welche Darstellung die „korrektere“ ist – die westliche oder die Japanische.
Unser japanischer Gruppenleiter sowie die anderen drei Japanerinnen und Japaner haben die Gruppe super geführt und den Rundweg mit diesem Museumsbesuch beendet. Zwischendurch gab’s leckere Yakusoba-Nudeln mit Zimtgeschmack. Anschließend haben wir uns am Sonntag ab 17 Uhr zusammengesetzt, um die Präsentation vorzubereiten. Ich weiß nicht, ob es nur daran lag, dass unser Gruppenleiter offenbar das Ganze unter „Präsentation“ eingeordnet hat statt „Gruppenarbeit“, aber es war eine ziemlich krasse Erfahrung.
Denn im Gegensatz zu den Deutschen gibt’s bei den Japanern keine Diskussionskultur. Die Mitglieder der Gruppe sind dazu da, den Präsentationsführer zu unterstützen, nickend dazusitzen und hinter ihm zu stehen. Die Inhalte des Vortrags sind oft bereits vorher festgelegt und auch die Argumentationskette. Somit war unser Gruppenleiter absolut aus dem Konzept gebracht, als die Deutschen angefangen haben, „warum“ zu fragen. Er war des Weiteren äußerst unglücklich über die Antworten auf seine Fragen (was schon ungewöhnlich genug ist, dass er uns in dieser Vorarbeit etwas gefragt hat). Mit den langen, kritischen Antworten hat er ebenfalls nicht gerechnet.
Hinzu kam die Kommunikationsbarriere, so dass das Chaos perfekt war und er unsere Gruppe kurzerhand zum Abendbrot geschickt hat. Die anderen Japaner in der Gruppe haben sich bis dahin auffällig zurückgehalten, obwohl sie Englisch können. Ich glaube, sie haben es längst kapiert oder kennen die deutsche Diskussion bereits.
Wir Deutschen haben uns also sofort nach dem Essen zu einer Krisensitzung zusammengesetzt und uns an die japanische Diskussionskultur erinnert. Nach dem Essen hat unser englischbefähigter Japaner aus der Gruppe übernommen. Dies allerdings hat wenig später trotz oder gerade aufgrund erfolgreicherer Leitung zu einem für Japaner ziemlich heftigen Streit geführt. Schließlich bedeutete das für unseren Gruppenleiter einen Gesichtsverlust sondergleichen. Während er also noch hinter mir ausrastete „ore, ore!“ haben wir versucht ihn wieder einzugliedern. Dies gelang dann auch mit viel Augenkontakt und Aufmerksamkeit für ihn sowie einigen hochspannenden sozialen Verhaltensweisen innerhalb der vier Japaner, was beobachten zu dürfen eine große Ehre und eine spannende Geschichte war.
Die Präsentation wurde dann anschließend wohl typisch japanisch zu Ende gebracht. Die Japaner schrieben alles auf und erstellten die Folien, während wir nickend und zustimmend aber etwas ratlos daneben gesessen haben. Dieser Spaß war dann um halb zwei Uhr morgens vorbei. Es gab andere Gruppen, die schneller fertig waren, ja. Es gab auch andere Gruppen, die bessere Präsentationen hatten, ja. Aber ich vermute, keine hat so viel gelernt dabei wie Unsere. Und böse ist uns unser japanischer Gruppenleiter anschließend auch nicht gewesen, denke ich.
Heute gibt’s wohl mehr Fotos als Text, denn diese sprechen für sich. Das erste Mal fühlte ich mich nicht hektisch herumkommandiert sondern konnte in die Kultur eintauchen und in einer kleinen Gruppe stressfrei Tokio erkunden. Unser Gruppenleiter führte uns nach Asakusa, wo Schreine und Tempel an die Kultur und Tradition Japans erinnern. Auf mich machte das alles einen sehr touristischen und kommerzialisierten Eindruck, und ich bin sicher den älteren Bewohnern Tokios geht es genauso. Shoganai, würden die Japaner sagen. Dem ist nicht zu helfen. Japan öffnet sich der Welt und muss lernen, damit klug umzugehen.
Unsere Gruppe besteht ja zur Hälfte aus Japanern und Deutschen. Darüber hinaus haben wir ein sehr breites Spektrum an individuellen Eigenheiten der Teilnehmer. Japaner, die kein Englisch verstehen. Deutsche, die sich nicht so gut an die Kultur anpassen können wie andere. Japaner, die sich sehr typisch japanisch verhalten. Deutsche, die nicht merken, wenn sie den japanischen Gruppenleiter überrumpeln. Japaner, die sich überhaupt nicht japanisch benehmen (die Mehrheit, und eine gefährliche Mischung von kulturellen Stolperfallen).
Die deutschen Teilnehmer, die sich zu benehmen wissen, mögen mir verzeihen, wenn sie das hier lesen. Ich bin zum Teil schockiert bis angewidert, wie sich manche deutsche Teilnehmer verhalten. Da wird dann einfach mal direkt nach einer Bootsfahrt gefragt, und mehrmals nachgehakt bis der Gruppenleiter einlenkt (und sich später nur mit Hilfe der japanischen Kollegin aus der Schlinge retten kann, um den Zeitplan seiner für uns akribisch vorbereiteten Tour einzuhalten). Und weil er dann wegen uns Trödlern einen Programmpunkt nicht erfüllen kann, muss er sich bei uns entschuldigen.
Nun, zwischendurch waren wir gemeinsam zu Mittag. Echt genial. Auch wenn unser japanischer Gruppenleiter manchmal den Eindruck machte, als habe er zu viele Schlaftabletten genommen, war er sehr gut vorbereitet. Das Essen fand in einem typischen japanischen Restaurant auf Tatami statt, was für eine sehr unbequeme Sitzhaltung sorgte. Ich konnte dann aber endlich ein kleines Experiment veranstalten. Während sich die Deutschen selbst reichlich bedienten, bis die Kanne mit Wasser leer war, schenkte ich unserer ruhigen und stillen Typisch-Japanerin ein. Wie erwartet wurde mir angeboten, mir nachzufüllen. Es geht durchaus, sich an die Kultur anzupassen, ohne seine eigene Identität zu verlieren. Auch das korrekte Ablegen der Essstäbchen wurde von der Japanerin anerkennend zur Kenntnis genommen. Ich war echt happy, dass das ganze Anime gucken nicht völlig umsonst war. Gut, genug selbst beweihräuchert, es sind eben nicht alle auf dem gleichen kulturellen Wissensstand. Das Foto ist… naja ^^“
Nach der Diskussion hieß es flott duschen, denn um halb acht ging es weiter zum O-Matsuri, dem alle drei Jahre stattfindenden Festival in Tokio. Leider macht es um 10 Uhr bereits zu, so dass wir nur einen Hauch dessen erhaschen konnten, was uns dort erwartet hätte. Es findet zwar am Sonntag noch einmal statt, aber da hat die DJJG schon einen Arbeitstag angesetzt, das heißt Diskussion und anschließende Präsentationsvorbereitung (Nach einem langen und ausflugreichen Tag).
Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überraschen, aber ich frage mich, ob wenige Stunden interkultureller Austausch und das Anfertigen einer Präsentation am Sonntag Abend durch vom Reisen müde Teilnehmer so innovativ und zukunftsweisend sein können, wie es der Summit gerne wäre oder wie ihn die DJJG gerne hätte.
Und das nächste Mal: Wieviel Bier verträgt ein Japaner?
Wann ich mal schlafen soll, hat sich soeben herausgestellt und mir den Rest des Abends versaut. Scheisse, wieso kann man nicht mal für eine Woche ohne Schlaf auskommen? Viel Spektakuläres gibt es heute daher nicht zu berichten. Die Eröffnung des Youth Summit artete in einer Mammutveranstaltung aus. Bitte nicht falsch verstehen, ich finde das alles ganz toll. Aber ich schreibe hier eben jede Geschmacksrichtung nieder; ich kann daher nicht abstreiten dass ich am Ende der Veranstaltung, die weitestgehend darin bestand in der Halle des Goethe-Instituts in Tokio zu sitzen und sich Vorträge und Dankesreden anzuhören, quasi am Einschlafen war.
Dabei waren die Vorträge der hochrangigen Gäste durchaus hochspannend, aktuell und relevant für die Gruppenarbeiten in den nächsten zwei Tagen. Nach Grussworten der DJJG, MEXT, BMBF und MOFA hielt der deutsche Botschafter Daerr die Eröffnungsrede. Die Keynote Speech kam von Sonderbeauftragten des japanischen Kabinetts, Botschafter Nishimura. Wir hörten des weiteren einen Beitrag von Dr. Mochizuki von der United Nations University zum Thema „Background and Principles of Education and Sustainable Development“.
Es folgten noch zwei Kurzfilme. Einmal ein preisgekrönter Film der Immanuel-Kant-Schule Bemerhaven mit einem etwas einnehmenden Regisseur namens „Denk Mal – Mahn Mal“, der auch in Japan wieder kräftig am Material sammeln ist mit einer eigens angereisten Gruppe. Das andere ist ein Film des Azusagawa High School Broadcast Club der Präfektur Nagano unter Leitung von Ms. Saito mit dem Titel „12,7%“. Vergleicht man die beiden Filme, merkt man sofort wie sehr Ästhetik (sowohl der Bildgestaltung, als auch der Sprache und des subtilen Humors) den Japanern im Blut liegen. Während der deutsche Film sehr plump und grobschlächtig ausgeführt daherkam und in allen Bereichen gewisse Mängel aufwies (bis auf die Idee, die gut umgesetzt war), konnte der japanische Film selbst ohne Untertitel überzeugen, auch vor Allem durch eine sehr begabte Amateur-Seiju. Falls jemand den Film bei Youtube findet, bitte dringend Bescheid geben.
Achja, die Gruppen wurden nun auch gebildet. Es zeigt sich, dass viele der deutschen Teilnehmer extreme Probleme zu haben scheinen, sich auf die japanischen Mitglieder einzustellen. Interkulturelle Kompetenz ist nun einmal sehr schwer zu lernen, wenn man sie nicht bereits von Haus aus mitbringt. Eine japanische Teilnehmerin erzählte mir, sie studiere diesen Begriff sogar als Studienrichtung. Der Rest des Tages bestand aus sich kennen lernen und Gruppenvorstellungen.
Für den Abend war eine Schnitzeljagd in Tokio angesetzt. Ich würde mich jedoch mit eigenem Ziel verzogen haben, zumal unser Gruppenleiter sich mit der Begründung er müsse arbeiten nach der Veranstaltung ebenfalls verzogen hat. Ich wollte nach Akihabara, dem Elektronik- und Otaku-Mekka. Allerdings wurden aus 5 Sekunden auf dem von der Klimaanlage gekühlten Bett dann mehrere Stunden. Wer es nicht weiß: Die Geschäfte in Tokio schließen um 22 Uhr, die letzten Metros fahren gegen 24 Uhr. Somit war der Tag gelaufen. Vielleicht bekomme ich ja am Samstag nach dem gemeinsamen Tokio-Rundweg noch Gelegenheit. Leider bin ich ja nicht in der Popkultur-Gruppe gelandet, sondern in Jener mit dem Thema „Tokios traditionelle Bausubstanz und ihr Erhalt“ oder so ähnlich. Zum Fotografieren wird es genügen, während der Rest der Gruppe auch noch auftaut.
Morgen folgt ein Beitrag mit vielen Fotografien, denn ich war zum ersten Mal in einem angenehmen Tempo mit der Kleingruppe unterwegs und konnte echtes japanisches Mittagessen genießen sowie traditionelle Tempel und Schreine und den letzten Rest eines O-Matsuri (Festival). Der Youth Summit dauert noch bis Montag an, dann reisen viele Teilnehmer wieder ab. Anschließend geht die Youth Week noch bis Freitag. Ich habe erfahren, dass für mich noch immer keine Gastfamilie bekannt ist. Allerdings wurde mir nun plötzlich ein Praktikum in Aussicht gestellt. Wir werden sehen!
Ich habe mich inzwischen an die Hitze gewöhnt und kann weitestgehend aus dem Haus gehen, ohne sofort in Schweißausbrüche zu verfallen. Das ändert aber nichts daran, dann man am Ende des Tages tunlichst duschen sollte. Da ich es gestern nicht geschafft habe, habe ich heute morgen eine These geprüft, die die Mädchen mir gesagt haben. So war tatsächlich die Aussage, die Duschzeiten seien wegen des abgeschalteten Boilers eingeschränkt, wieder mal ein typisch japanischer Schlenker. Warmwasser gibt’s rund um die Uhr, und so erdreistete ich mich tatsächlich, am frühen Morgen die Dusche nachzuholen.
Übrigens, die Japaner haben eine ziemlich versetzte Zeit. Die Sonne geht schon um halb sieben unter und bereits gegen fünf Uhr auf (grob geschätzt). Noch weitere interessante Beobachtungen: In Pachinko-Hallen herrscht ein ohrenbetäubender Lärm. Die japanischen Zikaden sind Riesenviecher und genauso laut. An jeder Ecke piepst irgendwas und jedes mal etwas anders.
Zum Frühstück gab es heute Variationen mit Reis, angereichert mit länglichem, orangenem, fruchtig riechendem Etwas. Dazu eine Miso mit Algenblättern, Omelett mit undefinierbarer, aber sehr leckerer Gemüsefüllung. Als Getränk servierte ich mir ein eiswürfelgeschwängertes Zitruskombinat. Zum Nachtisch (des Frühstücks) gab es rote und weiße Geleeartige Würfel in Sirup. Die mikrobiologisch verdauten Sojabohnen, die man sich über den Reis kippen kann, habe ich lediglich probiert, dann aber doch lieber bleiben lassen. Der Rest war totemo oishi. Das Mittagessen war auch gut, aber da ging nicht mehr viel. Die meisten Speisen waren sehr naturbelassen. Roh und knackig bis zum Wiederkäuen. Aber überwiegend exzellent.
Dazwischen hat uns die DJJG noch unsere Programmplanung koordiniert, bevor wir uns um 16 Uhr auf den Weg in die deutsche Botschaft machten. Beim Verlassen des Yoyogi Geländes begegnete mir das Erste von mehreren japanischen Wunder(lichkeite)n an diesem Tag.
Dresscode A+ bedeutete in dem Fall Selbstmord, und so stapften wir tapfer Richtung U-Bahnhof, während die Schweißtropfen an den Krawatten Rinnsale bildeten. Nach zehn Minuten Fussweg waren wir alle von oben bis unten klitschnass und freuten uns tierisch über die klimatisierten Wagen (angenehme gefühlte Minus zehn Grad). Das Spielchen wiederholte sich mehrmals, bis wir am beeindruckenden Grundstück der deutschen Botschaft ankamen. Mitten in Tokio gelegen, ist es eine Residenz mit großem und liebevoll detailliert ausgestaltetem japanischem Garten.
Der deutsche Botschafter begrüßte uns, hielt sich aber erfreulich knapp. So wurden die Sakkos dann für symbolische 30 Sekunden angezogen, „um zu zeigen, dass ich so etwas habe“, so der deutsche Botschafter gut gelaunt. Nach einigen Dankesworten der DJJG wurde dankbar die Getränke- und Grilltheke gestürmt. Der Rest des Abends verlief sich dann im Garten und führte zu vielen interessanten und multikulturellen Gesprächen zwischen den deutschen und japanischen Teilnehmern der Youth Week. Die japanischen und deutschen Teilnehmer alleine des Youth Summit würden ja erst am Freitag zur Eröffnungsveranstaltung erscheinen, womit wir dann bei etwa zweihundert Personen wären, wenn ich es noch richtig weiß.
Ich selbst wurde bald von drei netten japanischen Mädchen gestürmt, die völlig unjapanisch eine Art Verhör mit mir durchführten. Dabei galt es, allen Dreien höflicherweise möglichst die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken. Später sollte ich mich noch lange in gebrochenem Englisch mit zwei von Ihnen unterhalten. Unter vielen lustigen Missverständnissen und Metaphern zur Erklärung von Sachverhalten konnte man sich so ein wenig besser kennen lernen.
Aki-san war witzig, denn sie verfiel gerne in die japanische Eigenart, meine Sätze mit „hai“ zu kommentieren – auch Fragen. Die zweite Japanerin dagegen ließ sich von mir den nicht verstandenen Satz, dass es neben denen von Hayao Miyazaki noch viele andere interessante Animeserien gibt, anhand eines Busches erklären. „Kore leaf Miyazaki desu. Sore Busch Anime desu. Moto moto desu, many many different”. „Hai“. Themenwechsel.
Als gegen acht Uhr der Gartenempfang aufgelöst wurde, hatten die Meisten die Nase noch lange nicht voll, denn nun begann ja die rare Freizeit. Zunächst zu fünft machten wir uns auf Richtung Shibuya, dem Einkaufs- und Vergnügungsviertel Tokios einige U-Bahnhalte weiter. Bis wir jedoch die private Bahnlinie gefunden hatten, musste uns eine unschuldige junge Japanerin begleiten. Wir hatten Sie nach dem Weg gefragt – also hat Sie ihn uns gezeigt. Ich habe es ja irgendwie kommen sehen. Nachdem Sie herausgefunden zu haben schien, wo es lang geht, fuhr Sie mehrere Haltestellen mit uns mit. In Shibuya angekommen, machte Sie eine dermaßen erleichterte Miene, dass Natasha nicht umhin kam, ihren letzten Vorrat Gummibärchen aus der Tasche zu klamüsern, was die Japanerin offenbar äußerst verblüffte und positiv überraschte, denn sie warf sich Natasha beinahe an den Hals. Hätte ich nur mal was in der Tasche gehabt. Es zeigt sich, dass die Erfahrungen der Japaner mit Ausländern immer noch ambivalent zu sein scheinen.
Kurz nach dem Verlassen der Bahn dann die erste Schreckensmeldung: Der Kollege hat seinen Pass verloren. Also standen wir nun 50 Meter vor der berühmtesten Kreuzung der Welt, umgeben von grell leuchtenden Wolkenkratzern und fragten uns, wie viel Priorität ein verlorener Pass denn jetzt grade hat. Natasha und der unglückliche Begleiter verschwanden in der nahe gelegenen Polizeistelle für einige Minuten, nur um dann grinsend mit dem Pass wieder zu erscheinen. – Nein, fragt nicht, ich weiß es auch nicht und es soll eines von Tokios Geheimnissen bleiben.
Bald machten sich unsere Begleiter jedoch schon davon, so dass wir zu zweit unter ortskundiger Führung von Natasha ein paar Premieren feierten – vor Allem für mich. Das erste Wassereis mit Sirup, das erste Mal die Kreuzung in Shibuya überqueren, das erste Mal Tokios Pulsschlag sehen und fühlen. Wohlgemerkt, immer noch im Anzug des Botschaftsbesuches und am Anschlag der Erträglichkeit quälten wir uns durch die Lichtschluchten dieses Stadteils. Gegen halb elf entschieden wir, uns auf den Rückweg zu machen, um noch rechtzeitig zu den Badezeiten im Yoyogi einzutreffen, denn um halb zwölf ist Warmwasser-Abschaltung und Duschverbot.
Ob dieser Bevormundung lauthals in der U-Bahn fluchend verpassten wir jedoch unsere Anschlusshaltestelle. Ich darf eigentlich gar nicht erwähnen, dass wir noch eine weitere halbe Stunde benötigen würden um sich langsam mehrmals um den Zielbahnhof pendelnd einzufinden. Und da sollte man meinen, bei einer Zuglinie die nur linksrum oder rechtsrum fahren kann, kann man nicht viel falsch machen…
Am Ende hat es dann doch gereicht, für eine western style Dusche und einen Kampf mit dem Telefon, dass noch nicht sein Geheimnis preisgeben wollte, internationale Anrufe zu tätigen.
Dafür verzauberte mich zum letzten Mal an diesem Tag die Toilettenspülung. Die war so begeistert mich begrüßen gedurft zu haben, dass sie mit Spülen gar nicht mehr aufhören wollte. Aber das Yoyogi hat immerhin eine zuverlässige Nachtwache die gerne weiterhilft. Wie auch immer, jedenfalls frage ich mich langsam, wann ich mal schlafen soll, wenn die Blogeinträge immer nachts entstehen müssen…
Während ich bereits dem Aural Vampire Album lausche – schon irgendwie guter, musikähnlicher Krach – flattert die Pressemitteilung der DJJG ins Haus. » Pressemitteilung Youth Summit 2009 [PDF]
Am Dienstag geht’s los, dann werde ich feststellen ob 11 Stunden Flug so schlimm sind wie alle behaupten, ob man in Japan trotz toller Infrastruktur dank der Preise handytechnisch auf dem Trockenen sitzen wird, ob Internet wirklich an jeder Ecke verfügbar ist, ob es im Yoyogi-Park tatsächlich von Cosplayern und japanischen Anhängern der lokalen Popkultur nur so wimmelt. Hoffentlich funktioniert dann auch Twitter wieder, denn schließlich haben wir es nicht nur zum Spaß eingebaut.
Mittlerweile steigt der Neidpegel der Mitmenschen zum Teil in sphärische Höhen, wofür ich mich entschuldigen möchte und was ich gut verstehen kann. Ihr seht, ich werde zunehmend Japanisch. Hoffen wir, dass der Flug trotz zweier Taifune in der Gegend überhaupt stattfinden kann und trotzdem lustig wird… Konbanwa!
Bad Urach ist landschaftlich reizvoll. Die Berge schwingen sich sanft an den Stadträndern empor, während die Stadt selber eher weniger schwingt. Man kann nunmal nicht alles haben, und in Tokio gibt’s nunmal keine bewaldeten Hänge, Albhochflächen oder überhaupt viele große Grünflächen. Was für ein Vergleich… Aber auch in der Gegend um Bad Urach herum lassen sich einige tolle Aufnahmen machen.
Die DJJG hat die Themenauswahl der Youth Week veröffentlicht. In den vier Bereichen Bildung, Gesellschaft, Umwelt und Lifestyle werden sich hunderte Teilnehmer aus Japan und Deutschland in mehreren Gruppen austauschen. Der Youth Summit ist Teil der Youth Week.
Zu den Gruppeninhalten zählen aktuelle Themen wie »Elections 2009 in Japan and Germany« ebenso wie spannende und kontroverse Themen wie »Whaling – the background and the controversy«, des Weiteren »Children’s Rights – Child Abuse«, »Pop Culture in Japan – Pilgrimage of Otaku Mecca«, »How we keep and improve our traditional culture?« um nur Einige zu nennen, sowie zwei Sondergruppen, die sich an einem Filmprojekt und der Gesamtausrichtung des Youth Summit und seiner Dokumentation widmen. Die komplette Übersicht mit Statements der Gruppenleiter gibt es auf der Website. Großes hat man sich vorgenommen, denn es ist sicher nicht einfach ein internationales Netzwerk an aufgeschlossenen, vorurteilsfreien Menschen aufzubauen, die offen für fremde Kulturen und Verhaltensweisen sind.
Zur Erarbeitung der Themen soll natürlich der Spaß nicht fehlen, so wird jede Gruppe themenrelevante Einrichtungen und Gegenden besuchen. »Nicht nur das zu behandelnde Thema steht im Mittelpunkt, sondern auch das miteinander reden, diskutieren und planen. Die Teilnehmer können auf diese Weise wertvolle interkulturelle Kompetenzen erwerben und zugleich Freundschaften schließen. Der Summit ist immer in ein Rahmenprogramm – der sogenannten Youth Week – eingebettet, welche den Teilnehmern sowohl die Möglichkeit gibt, Tokyo […] näher kennenzulernen, als auch gemeinsam die Abende zu verbringen.« schreibt Ariane Herold, Studentin im Masterstudiengang Politik Ostasiens an der Ruhr-Universtität Bochum und Gründungsmitglied der DJJG, im Informationsblatt.
Aber es wird wirklich Zeit, dass ich uns endlich ein offizielles Blog einrichte.
Dies ist der Auftakt zu einer mehrwöchigen Reportage über den Besuch eines Furtwangener Studenten in Japan im Rahmen des DJJG-Programms »Hallo Japan 2009«, welches in diesem Blog bereits vorgestellt worden ist. Da die Hochschule Furtwangen University im Schwarzwald keinerlei Japankontakte pflegt, musste diese Alternative von mir ergriffen werden. Ich werde mich nach dem einwöchigen Youth-Summit in Tokyo vor allem in Utsunomiya (宇都宮市) 100km nördlich von Tokyo aufhalten. Nicht nur hier, sondern auch im DJJG-Blog wird berichtet werden.
Gängige Vorurteile wie »Japaner vertragen keine Milch«, »Japaner essen Hunde« oder »Die trinken nur Tee« werden auseinandergenommen – ob zu Recht, wird sich zeigen müssen. Wahr ist, dass sich Japan in den letzten Jahrzehnten stark verändert hat. Vieles, was vor zwanzig Jahren noch galt, ist heute offenbar nicht mehr. So beschreiben die Autoren Karol Kállay, Otto Mann und Wsjewolod Owtschinnikow in ihrem sehr lesenswerten Fachbuch »Tokyo« noch, wie zukünftige Visionen mit der Überbevölkerung in Tokyo und der vorherrschenden Luftverschmutzung umgehen könnten. Heute sind diese und andere Probleme zum Teil gelöst oder nicht mehr existent.
Obwohl oder gerade weil dieses Buch bereits sehr alt ist, bietet es interessante Einblick eine eine zweifelsohne für westliche Begriffe sehr fremdartige Kultur und ihren Wandel in Zeiten der Globalisierung – denn nicht immer war Japan dem Rest der Welt so offen eingestellt wie es heute mehr und mehr der Fall ist. So werden die Lebensbedingungen eines Durchschnittsjapaners beschrieben und die außergewöhnliche Effektivität und Dynamik der japanischen Wirtschaft zur Zeit der Autoren erklärt. Japanischen Eigenheiten und Verhaltensweisen werden vor dem Hintergrund der Kulturgeschichte interpretiert und die Privatshäre der Japaner, die Ausländern meist verschlossen bleibt, erkundet. Umrahmt werden die Eindrücke von Fotos japanischem Alltags abseits ausgetretener Touristenpfade. Dieses Buch war einer der Auslöser, sich noch intensiver mit dem Land zu beschäftigen.
Abseits der Touristen werde ich während des Homestay-Aufenthaltes hoffentlich ebenfalls die andere Seite Japans entdecken. Die Bewerbung und die Motivationsschreiben für das DJJG-Programm waren dabei die erste Hürde, die es zu nehmen galt. Doch was ist nun der Grund für diese grenzenlose Affinität zu einem derart fremden Land? Vielleicht ist es die Tatsache, dass ich durch meine polnisch-deutsche Multikulturalität dem Abendland auf bestimmten Ebenen nichts Neues mehr abgewinnen kann. Vielleicht bewegt sich die westliche Kultur auch in Richtungen, die mir nicht gefallen. Jedenfalls ist mir seit geraumer Zeit die japanische Kultur in verschiedenen Lebensbereichen wiederholt begegnet. Häufig erfuhr ich erst hinterher, dass die Zeichnung, die Lampe, die Farbkombination oder ein anderer Gegenstand des alltäglichen Lebens japanischem Ursprungs war. Ich schließe daraus, dass ich einer bestimmten Ästhetik zugeneigt bin, die den Japanern wohl angeboren sein muss.
Da ist zum Beispiel das Schriftzeichen, das oft unzählige Bedeutungen haben kann, basierend auf dem Kontext. Da ist die Kunst des Weglassens, des Minimalistischen. »Japaner sind immer freundlich« lautet ein weiteres Vorurteil, welches wohl keines ist. Nicht zu verwechseln mit »Chinesen schauen immer freundlich«. Die Mentalität ist dem westlichen egozentrischen Selbstbild genau entgegengesetzt. Der Japaner ist ständig auf ein harmonisches Kollektiv bedacht und wird stets zuerst an die Nöte und Sorgen seines Gegenüber denken. Man könnte sagen, die Japaner leben von Natur aus die universellen Werte, die das Christentum oft vergeblich versucht, den Menschen einzuimpfen.
Religion ist übrigens ein weiteres interessantes Thema. Die Art und Weise, wie Japan mit Religion umgeht, ist in meinen Augen bewundernswert. Selbst als Religionsverweigerer kommt man nicht umhin, die japanische Einstellung zu Bewundern. Da existieren mit Shintoismus und Buddhismus zwei Religionen friedlich nebeneinander, wobei der Shintoismus in seiner Form als animistische Religionsform und die daraus entstehende Toleranz besondere Erwähnung verdient (Ich verlinke Wikipedia hier nicht zum Spaß).
Es lassen sich noch viele weitere Dinge schreiben, aber dies soll nur der Auftakt zur Reportage »Hallo Japan« werden. Bewusst verschwiegen habe ich an dieser Stelle die Anime- und Manga Subkultur. Sie ist für mich ein weiterer Grund, dieses Land zu mögen. Viele der genannten Aspekte japanischer Kultur spiegeln sich in den Inhalten dieser Subkultur wieder und machen den Einstieg für Fremde einfacher und attraktiver. Das Anime-Referat in Furtwangen und das »Selbststudium« dieser Kunstform – natürlich in Originalton – erlaubte einen ersten Einstieg in die Sprache. Dieser Bereich wird jedoch an anderer Stelle noch ausführlich breitgetreten.
Ein Japankenner sagte mir, der Film »5 cm per second« (秒速5センチメートル) gebe die Atmosphäre Tokyos sehr authentisch wieder. Dass der Film sowohl authentisch als auch atmosphärisch dicht und beeindruckend ist, von der Zeichentechnik ganz abgesehen, kann ich nur bestätigen. In Deutschland ist er jedoch noch nicht erhältlich. Bis ich jedoch echte Fotos posten kann, werden wir uns mit Fremdmaterial und Gezeichnetem begnügen müssen.
Mit Sicherheit wird dies auch zu einer kleinen Analyse führen, wie weit Anime die japanische Kultur realistisch und unverzerrt wiedergeben kann.
Die Deutsch-Japanische Jugendgesellschaft e.V. (DJJG) veranstaltet dieses Jahr wieder einen Japanaustausch „Hallo Japan 2009“ (日独ユース・サミット 2009). Die Anmeldungen sind mittlerweile geschlossen. Das Programm besteht aus Jugendbegegnungswoche, Praktikum, Homestay und Touristikprogramm in diversen Kombinationen. Vom 11. August bis zum 14. September wird es hier – läuft alles nach Plan – Berichte und Fotos direkt aus Nippon zu lesen geben.
Unterstützt wird das Programm, welches ausschließlich ehrenamtlich von jungen Menschen auf die Beine gestellt wurde, durch namhafte Institutionen wie dem DAAD, die Japanisch-Deutsche Gesellschaft in Tokyo, das Goethe-Institut Japan, die deutsche Botschaft in Tokyo und Weitere. Obwohl Bewerbungen für das Programm für ein breites Publikum zulässig waren, sind es doch überwiegend Studenten und einige Schüler geworden.
Bei einem Vorbereitungstreffen im Mai im Japanisch-Deutschem Zentrum Berlin konnte sich die Gruppe aus über 100 jungen Teilnehmern aus ganz Deutschland bereits beschnuppern und erste Kontakte aufbauen, bevor es im August dann losgeht. Begrüßt wurden die Teilnehmer von Henning Stöcks (DJJG), Gesa Neuert (Verband Deutsch-Japanischer Gesellschaften) und Takashi Hashimoto (Japanisch-Deutsche Gesellschaft Tochigi). Ebenfalls kamen Grußworte von Seiten des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin sowie der Japanischen Botschaft in Berlin vertreten durch Frau Gesandte Dr. Miyoshi.
Dreissig Minuten lang glühte der Himmel auf dem Düsseldorfer Japantag, während die 850.000 Besucher an der Rheinpromenade dicht gedrängt schon Stunden zuvor ihren besten Platz gefunden hatten. Doch das war nur die Krönung eines sehr ungewöhnlichen Begegnungsfestes.
Schon am frühen Mittag waren die Stände am Rheinufer gut besucht. Das Japanfest lockte mit zahlreichen Attraktionen, insbesondere auch authentischer japanischer Gastronomie. Da diese nicht jedermanns Sache ist, hatten sich dazwischen auch einige Bratwurst- und Reibekuchenstände versteckt. Mit Origami, Kalligraphie und Ikebana wurden einige klassische Kulturgüter zum Ausprobieren angeboten. Auf der Wiese hinter dem Burgplatz wurden japanische Sportarten demonstriert. Auf der Bühne präsentierten sich die Düsseldorfer Symphoniker, die Trommler der japanischen Musikgruppe Leonard Eto – Blendrums und die J-Pop-Gruppe Jelly Beans.
Dabei stand die Veranstaltung zunächst unter keinem guten Stern, denn eine Absage aufgrund der drohenden Schweinegrippe-Pandemie war nicht unwahrscheinlich. So sah man auch nicht wenige Menschen mit Mundschutz – ob dies zum Schutz der Mitbesucher diente oder dem Selbstschutz, ist mir nicht bekannt.
Größter Blickfang auf dem Japantag waren zweifelsohne die überwiegend jungen Cosplayer (von engl. „costume play“). Gekleidet in Kostüme bekannter Manga- und Animehelden machten sie ein gefühltes Drittel aller Besucher aus. Da die Verkleidungen oft mit kurzen Röcken einhergehen oder sich an der japanischen Mode orientieren, verwundert es auch nicht, dass das zweite Drittel aus äußerst engagierten Fotografen bestand.
Sehen und gesehen werden war das Motto, umso erstaunter mag man darüber sein, wie verstohlen manch Kompaktknippser an seiner Ehefrau vorbei fotografiert hat. Den älteren Herrschaften dagegen stand oft eine jugendliche Neugierde und Offenheit ins Gesicht geschrieben, wie man sie sonst eigentlich von der heutigen Generation erwarten sollte. Dass die japanische Kultur natürlich nicht nur aus Cosplay besteht konnte man angesichts der starken Präsenz der bunten Kostüme leicht vergessen.
Wer also die meisten Fotografen anlockt, hat somit auch ein gewisses Ansehen sicher. Dabei gehört es zum guten Ton, um ein Bild zu bitten, anstelle mit dem Teleobjektiv aus dem Hinterhalt aufzulauern. Denn oft werden die dargstellten Charactere inklusive authentischer Pose und Verhaltensweisen imitiert, und das will natürlich vorbereitet sein.
Glücklich konnte sich schätzen, wer bei fünfunddreissig Grad im Schatten einen Sonnenschirm zur Hand hatte. Es folgt ein kleines Video für einen Eindruck des bunten Treibens. Leider ist das verwackelungsfreie Filmen mit der 500D selbst mit Bildstabilisator alles andere als einfach. Man mag ja dieser Subkultur stirnrunzelnd gegenüberstehen, und gar zu leicht entstehen Vorurteile jedweder Art – aber für mich gab genau dieses Unwissen den Ausschlag, zwei Wochen vorher die Dokomi in Düsseldorf zu besuchen und mir ein eigenes Bild zu machen.
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Die Masse der Cosplayer, die »Die Melancholie der Suzumiya Haruhi« (涼宮ハルヒの憂鬱) darstellten, war enorm. Verwunderlich ist es nicht, ist es doch eine der erfolgreichsten und meistgehypten Anime-Serien der letzten Jahre. Falls man es nicht erkennt: Es handelt sich um einen Science Fiction.
Zu den verbreitetsten Accessoires gehörten Nekomimi (Katzenohren) und die Farbe Rosa.
Japanisches Feuerwerk zeichnet sich dadurch aus, dass jeder Rakete die Aufmerksamkeit geschenkt wird, die sie verdient. Daher konnte man dreissig Minuten lang in aller Ruhe die extravaganten Formen und Farben bewundern, die japanische Pyrotechniker in der Lage sind an den Himmel zu malen. Ganz nach japanischer Tradition war das Feuerwerk eine große Metapher, kann man im offiziellen Flyer nachlesen.
Düsseldorf, wir sehen uns in einem Jahr wieder.
Die viertgrößte Mittelmeerinsel Korsika ist mit ihren landschaftlichen Kontrasten ein Leckerbissen für Fotografen und Freunde unberührter Natur. Mehr als 2700 Meter erhebt sich Korsika über das Meeresniveau und eröffnet dem eifrigen Entdecker einen ganz eigenen Charme. Von den flachen Sandstränden der Ostküste über die zerklüfteten Ausläufer der Bergmassive bis zu den von Klippen umsäumten Sichelbuchten der Westküste bietet sich ein stetig wechselndes Bild unberührter und wilder Landschaften. Touristisch weitestgehend unerschlossen ist die »Insel der Schönheit« ein Geheimtipp für Individualurlauber.
Dieses fotografische Reisetagebuch ist eigentlich gar kein Reiseführer. Ich bitte um Entschuldigung, Sie werden hier weder vollständige Informationen über Korsika, noch umfassende Reisetipps finden. Vielmehr sollen hier einige Erfahrungen und Geheimtipps ausgeplaudert werden, die Sie so vielleicht in keinem Reiseführer finden. Es gibt Menschen, die besuchen Korsika seit Jahrzehnten, und wissen doch nichts über sie. Korsika will entdeckt werden, gewiss ist es ist etwas anstrengend, aber wer sich die Mühe macht, wird belohnt.
So gibt es unzählige Möglichkeiten, die Insel kennen zu lernen. Das Gebirge bietet sich für lange, ausgedehnte Wanderungen an, tiefe wildromantische Schluchten und Täler laden zum Verweilen ein. Durch viele schlängeln sich wilde Bäche, mit vielen Stellen die zum Baden einladen. Auch Wasserfälle gibt es so einige; natürlich kann man sich auch an eine der vielen Strände, Meeresbuchten oder Gebirgsseen zurückziehen und einen entspannten Badetag verbringen. Die verträumten Örtchen laden zu einem abendlichen Spaziergang durch enge Gässchen ein, man kann freilich auch größere Städte besichtigen und einkaufen gehen.
Somit ist die Insel zu jedem Zeitpunkt ein Kontrastprogramm, sie bietet dem Entspannung- und Ruhesuchendem genauso eine Zuflucht wie dem neugierigen Abenteurer oder dem an der südländischen Kultur Interessierten.
Viel Spaß beim Lesen!
Mit einer Oberfläche von 8720 Quadratkilometern, einer Breite von 83 km und einer Länge von 182 km gehört die Heimat Napoleons zu den größeren Inseln im Mittelmeer. Korsikas Nachbarin Sardinien ist nur 12 km entfernt, das italienische Festland 83 km und das Französische 170 km. Von vielen Stellen an der Küste aus kann man die großen und kleinen Nachbarinseln sehen.
In Ajaccio und Bastia lebt beinahe die Hälfte der 220 000 Einwohner, der Rest verteilt sich in dünner Besiedlung auf der Insel, viele Landstriche sind gänzlich unbewohnt. Korsika ist dennoch recht vielfältig was seine Landschaft, aber auch die Kultur und Bräuche angeht. Unbewohnt, jedoch nicht unberührt ist die Vegetation. Die ursprünglichen Pflanzen sind längst von Menschenhand eingeführten Arten von Kiefer, Eiche oder Kastanie gewichen.
Korsika gehört zu Frankreich. Es wird französisch gesprochen, aber italienisch ist ebenfalls anzutreffen. vor allem im Inland jedoch herrscht Korsisch ebenfalls als eigene Sprache vor. So fühlen sich die Menschen auch eher als Korsen mit französischem Pass. Die rege Aktivität der separatistischen Gruppierungen zeigt dies deutlich, wobei sich die effekthascherischen Aktionen wie das gelegentliche Sprengen von Gebäuden unliebsamer Investoren nie gegen Touristen richten.
Korsika wird Sie mit Motiven und Stimmungen überschwemmen. Besonders Liebhaber der Landschaftsfotografie und der Schwarz-Weiß-Fotografie werden auf ihre Kosten kommen. Die Insel der Kontraste bietet diese auch im visuellen, wenn Stadt und Natur aufeinandertreffen mit stetig wechselnden Lichtverhältnissen und Schattierungen.
Beim Fotografieren von Menschen sollte man Fingerspitzengefühl walten lassen. Das ostentative Hantieren mit einem kiloschweren Teleobjektiv trägt nicht zum Aufbau einer harmonischen Beziehung zwischen Modell und Fotograf bei. Viel schönere Fotos entstehen, wenn man sich vorher verständigt – das funktioniert auch wenn man die Sprache nicht beherrscht. Sollte dann doch einmal der unwahrscheinliche Fall eintreten, ein klares »nein« die Antwort zu sein, tut man gut dies zu respektieren.
Zu den Fotografiertabus zählen militärische Anlagen. Dazu zählen zwar auch strategische Anlagen wie Brücken oder Eisenbahnen, doch wird sich kaum jemand daran stören, wenn man irgendein Viadukt oder Calvis Zitadelle ablichtet. Für Museen und Ausstellungen kümmert man sich besser vorher um eine Fotografiererlaubnis, was gut begründet wenige Probleme machen sollte.
In Frankreich gibt es die Panoramafreiheit so nicht. Der Eiffelturm ist ein Kunstwerk, somit dürfen Bilder die dieses Kunstwerk als zentrales Motiv beinhalten nicht vermarktet werden. Dafür – so meine ich – gibt es das Recht am eigenen Bild nur in Deutschland in dieser Art. Ich bin allerdings auch kein Jurist und im Zweifelsfall gilt immer, lieber vorsichtig sein. Wo jedoch kein Kläger… Falls ein werter Leser hier zur Klärung beitragen kann, ergänze ich diese Informationen.
Die einheimische Fauna ist hauptsächlich auf die Flora aus. Wilde Tiere und Bestien gibt es auf Korsika kaum – von den gefräßigen und blutgierigen Mücken abgesehen. Freuen kann sich da, wer einen Hausgecko sein eigen nennt. Ich nenne so die Geckos, die herausgefunden haben, dass es sich im Schatten der Terassenlampe am Besten jagt. Reglos kleben Sie an der Wand oder unter der Decke und warten auf ein unvorsichtiges Insekt.
Neben den eher harmlosen Geckos und zahlreichen Eidechsen gibt es aber auch auf Korsika Tiere, vor denen man sich lieber ein bisschen in Acht nimmt. Auch die Tarantel und schwarze Witwe sind hier angeblich anzutreffen, uns sind diese Tiere nach drei Aufenthalten jedoch noch nie begegnet. Stellenweise sind mehr als 50% der Insektenarten endemisch, das heißt nur auf dieser Insel vorkommend. vor allem bei den Schmetterlingen gibt es einige sehr schöne und sehr große Exemplare, aber auch viele verschiedene Libellen und Käfersorten. Makrofotografen werden ihren Spaß haben.
Eher harmlos ist das recht scheue europäische Mufflon, eine endemische Schafsart. Auch Wildschweine lassen sich trotz ihrer großen Zahl selten blicken. Nicht wirklich wild, aber freilaufend anzutreffen sind die domestizierten Tiere. Allen voran Schweine und Ziegen, sowie Rinder, Schafe und Pferde. Schildkröten gibt es hier übrigens auch. Grundsätzlich ist die Anzahl unterschiedlicher Arten jedoch eher übersichtlich, nicht untypisch für eine Insel. Dies gilt auch für die Vogelarten. Ganz im Gegensatz (mal wieder) steht dazu der Artenreichtum der Meeresbewohner um die Küste, welcher für Taucher sehr spannend ist. Vor der Galeerenqualle sollte man sich aber hüten.
Die Vegetation besteht aus ausgedehnten Kiefern-, Korkeichen- und Edelkastanienwäldern in den niedrigen und mittleren Lagen. Auch andere Eichenarten und Baumarten findet man. Die Macchia und Garigue ist ein niedriges Gewächs und bedeckt weite Teile der Insel. Olivenhaine, Feigenkakteen und Agaven sind allerorts anzutreffen. Dabei ist der Bewuchs keineswegs so wild und unberührt, wie man annehmen möchte. Die Wälder sind weitgehend Kulturwälder, die Macchia eine Sekundärvegetation. Viele der Pflanzenarten, die als typisch korsisch gelten, sind von Menschen eingeführt. Deswegen sind die Kastanienwälder nicht weniger schön, nur ist Unberührtheit nicht immer so unberührt, wie sie scheint.
Im Flachland herrscht rege landwirtschaftliche Bodennutzung. Hier findet man zum Beispiel Olivenhaine, Weinreben und Zitrusplantagen. In den höheren Lagen führt man wieder die Nutzung von Esskastanien und Korkeichen ein. Einst zählte die Edelkastanie als das Hauptnahrungsmittel auf Korsika, nun wird sie als Delikatesse zu allerlei Lebensmitteln verarbeitet.
Sie befinden sich in einer völlig neuen Umgebung, die Lichtsituationen sind anders, es ist beispielsweise sehr viel heller als in Deutschland. Ich habe in Deutschland die Kamera oft standardmäßig auf Zeitautomatik stehen, mit fest voreingestellter Blende so weit offen wie möglich (kleine Blendenzahl). Dies liegt einfach an den oft schwierigen dämmrigen Lichtbedingungen bei schlechtem Wetter.
Auf Korsika sollten Sie einmal ein paar Stufen abblenden. Mittlere Blendengrößen lassen Bilder schärfer werden, zu klein (16 und mehr) sollten Sie nicht gehen, da sonst die Beugungseffekte zu groß werden und den positiven Effekt zunichte machen.
Das gleiche gilt für den ISO-wert. Runter auf 100, oder gar 50 wenn es geht, es ist doch hell genug. Sonnenblenden sind obligatorisch, Sie schützen vor Streulicht und Blendenflecken. Wenn Sie hier Langzeitbelichtungen oder geringe Schärfentiefe wollen, brauchen Sie einen Graufilter. Mit einem Polarisationsfilter können Sie den Himmel abdunkeln, die Farbkontraste erhöhen und Lichtreflexe auf dem Meer mindern. Mit derer zwei ersetzen Sie jeden Graufilter.
Auf Korsika wird man einfach zum Landschaftsfotografen. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht auch mal andere Aspekte ausprobieren sollte, beispielsweise die Tierwelt zu fotografieren, die Menschen oder Makroaufnahmen.
Wie Sie Korsika entdecken wollen, bleibt Ihnen überlassen. Tatsache ist, auf welche Art und Weise Sie es auch tun – sei es zu Fuß, mit dem Auto oder mit dem Bus – ohne etwas Anstrengung oder Mut wird es nicht gehen. Am herausforderndsten ist es zweifelsohne, sich zu Fuß auf den Weg zu machen. Korsika ist mit dem Flugzeug oder mit der Fähre dabei relativ problemlos zu erreichen. Der GR 20 (Grande Randonnée 20) gilt als der schwierigste Wanderpfad Europas. Der 170km lange Weg verbindet die Orte Calenzana und Conca querfeldein über das korsische Hochgebirge. Selbst erfahrene Wanderer schaffen den Pfad selten an einem Stück, was an die zwei Wochen dauert. Er verläuft durch alpines Gelände von mehr als 1.500 m ü. NN oft weitab von besiedelten Gebieten. Lange Strecken führen durch den Parc naturel régional de Corse, den korsischen Naturpark.
Nun wird ein Fotograf oder Durchschnittstourist kaum den GR20 bezwingen wollen (und können). Mit dem Bus kann man bequem die Hauptstrecken an den Küsten und die meisten touristischen Zentren Korsikas sowie bekannte Aussichtspunkte erreichen. Dazu zählen beispielsweise Ajaccio (korsisch Aiacciu), Hauptstadt des Departements Corse-du-Sud und Geburtsstadt Napoleons. Bastia (Bastia), Hauptstadt des Departements Haute Corse, wichtige Hafenstadt und Ankunftspunkt vieler Touristen und Fähren. Bonifacio (Bunifaziu) als südlichste Stadt Korsikas, hoch gelegen auf einer Klippe. Calvi (Calvi), eine wichtige Hafenstadt und touristisches Zentrum. Corte (Corti), die alte Hauptstadt Korsikas im Zentrum der Insel gelegen. Außerdem noch Sartène (Sartè), Saint-Florent (San Fiorenzu), Porto-Vecchio (Porti Vechju), L’Île-Rousse (Isula Rossa) und Porto. Durch die Verteilung der Orte über die gesamte Küste und auch das Inland ergibt sich automatisch bereits eine gewisse Reiseroute für Korsika-Neulinge. Man wird wohl erst bei Folgebesuchen dazu kommen, auch das Inland und damit die eigentlichen Geheimnisse Korsikas zu erkunden.
Am geschicktesten ist es, wenn man auf Korsika mit dem Auto unterwegs sein kann. Viele Täler und inländische Dörfer sind anders kaum zu erreichen. Mutig ist, wer sich auf die »weißen« Strecken begibt. Denn so gut die Hauptverkehrsadern ausgebaut wurden, so einsam und schmal zeigen sich viele Routen fernab der touristisch erschlossenen Gebiete. Jedoch, wer die wahre Schönheit Korsikas entdecken will wird nicht umhin kommen ins Unbekannte zu ziehen. Hier zeigt sich der Vorteil eines kleinen Autos, mit dem Van lassen sich die meisten Stellen mit etwas Geschick und Mut noch erreichen, Besitzer eines Wohnwagens sollten tunlichst vorher recherchieren, welche Strecken geeignet sind. Sonst kann es schnell passieren, dass man mehrere Kilometer rückwärts fahren darf, weil die Straße zu eng wurde oder ein Auto entgegenkommt. Dass man auf Haarnadelkurvigen Strecken ausgeschlafen sein sollte, versteht sich von selbst. Dies bezeugen auch die Zahlreichen Autowracks an den Hängen der Straßen.
Kleiner Geheimtipp: Das Cap Corse besucht man am besten in Richtung West-Ost, da man sich so nicht am äußeren Fahrbahnrand – oft kaum befestigt – bewegen muss. Wer den Nervenkitzel liebt und gute Aussichten, darf es natürlich versuchen. Genügend Haltebuchten gibt es überall, langsamen Autofahrern möchte ich hier auch dringend raten, davon Gebrauch zu machen, wenn der Einheimische Fahrer im Heck mal wieder drängelt. Schnell genug werden Sie sich an die egoistische französische Fahrweise gewöhnen. Waghalsige Überholmanöver gehören zum guten Ton, da die Schnellstraßen breit genug sind, wenn der Gegenverkehr sich rechts hält. Nur wissen muss man es.
Wie beschrieben ist es also vorteilhaft, mit dem eigenen Fahrzeug anzureisen, möchte man sich französische Mietwagen nicht antun. Korsika ist auch so teuer genug als Reiseziel. Bereits jetzt sieht man in Deutschland viele Fahrzeuge mit den berühmten „corsica ferries“ Aufklebern. Wir haben uns 2007 bei unserem dritten, dreiwöchigen Besuch aufgrund der Zeitersparnis für die schnellere Verbindung mit Moby Lines entschieden. Ob man die zwei Stunden Zeitgewinn jedoch in Kauf nehmen will…
»Auf den Strecken nach und von Italien, Sardinien, Korsika und Elba werden Sie einen Komfort genießen können, der üblicherweise nur den Kreuzfahrtschiffen vorbehalten ist. Moby Lines legen von 10 Häfen ab und setzen auf all ihren 16 Routen Fähren ein, die Ihre Reise so angenehm und unterhaltsam wie möglich machen. […] Der besondere Touch spiegelt sich vor allem in der Atmosphäre an Bord wieder, der jedem Reisenden ein Gefühl von Urlaub und Entspannung gibt.« (Aus einem Werbetext)
Die Realität hat bisweilen mehr Gemeinsamkeit mit dem Charme einer Flüchtlingsübersetzung. Wenn man sich nicht flott einen guten Platz reserviert, landet man zwischen Babygeschrei neben der Imbisstheke, wo zweifelhafte Gerüche noch zweifelhafterer Toastsandwiches die Fahrt versüßen. Immerhin gibt es Klimaanlagen. Einzig auf Deck lässt es sich bei schönem Wetter aushalten. Die Mädchen sollten dabei auf Röcke lieber verzichten, sofern die Jungs nicht eine spannend-windige Fährenübersetzung erleben sollen. Übrigens, ganz Glückliche entdecken vielleicht den einen oder anderen Delphin, der die Fähre ein Stück weit nahe Korsika begleitet.
In Zeiten der Digitalkamera sind beide Sonderarten der Fotografie sowohl schwerer, als auch leichter geworden. Auf jeden Fall sind sie fast schon Massentauglich. Schwarzweißbilder lassen sich mit jeder guten Fotosoftware erzeugen.
Wer plant, monochrome Bilder zu schießen, muss allerdings bereits bei der Aufnahme seinen fotografischen Blick entsprechend justieren. Hier zählen nur die Kontraste und Bildelemente wie Linien, Flächen und Formen. Generell empfiehlt es sich, nicht die Kamerainterne Umrechnung nach Schwarzweiß zu benutzen. Es gibt viele Arten, aus einem Farbfoto die Farben zu entfernen. Nicht alle sind zu empfehlen. Am wenigsten Photoshops »Sättigung verringern«-Funktion.
Infrarotfotos sind ungleich komplizierter. Da heute die meisten Kameras über eingebaute Infrarot-Sperrfilter verfügen, verlängern sich die Belichtungszeiten beim Einsatz eines Infrarotfilters ins Unermessliche. Nur bei Sonnenschein und mit Stativ sind vernünftige Bilder möglich. Wer sich die Mühe macht, wird mit ungewöhnlichen Fotos belohnt. Pflanzen erscheinen nach der richtigen Bearbeitung schneeweiß, Wasserflächen und der Himmel tiefschwarz, Wolken heben sich majestätisch ab. Etwas Fummelei ist jedoch die Fokussierung, da man durch den Sucher nichts mehr sieht. Am Besten ist daher kein Filter mit Drehgewinde, sondern zum Klemmen oder ähnlich. Aber fragen Sie nicht, wo man so etwas bekommt!
Willkommen in der kindersicheren Zone, fotografisch äußerst herausfordernd – es erwarten Sie lange Sandstrände. Nein, ich spreche nicht von träumerischen Buchten mit breitem Sandstrand, Palmen im Wind und türkisfarbenem Wasser. Es ist wirklich nur ein ordinärer monotoner Sandstrand, fotografischer Spaßfaktor gleich null, sofern Sie nicht Meerjungfrauen knipsen möchten. Die Mücken fressen hier sogar aus der Hand, die Wellen sind meistens äußerst überschaubar.
Natürlich ist es schön, aber schließlich sind wir auf fotografische Leckerbissen aus, die gibt es wo anders. Die Traumstrände gibt es auch, weiter südlich und weiter westlich können Sie eine eigene Sichelbucht suchen, ganz für sich alleine. Dabei findet ein guter Fotograf freilich überall ein Motiv. Die Ostküste ist ein Badestrand sondergleichen, flach wie eine Flunder. Selbst die beeindruckenden Bergmassive rücken hier in weite Ferne, das Hinterland wird bewirtschaftet und agrartechnisch genutzt.
Es ist aber auch die preislich attraktivste Region Korsikas, es gibt weitläufige Ferienanlagen, es lässt sich hier gut aushalten zwischen den Ausflügen zum Rest der Insel. Hotels und andere Bunker, überfüllte Strände – das gibt es auf Korsika meines Wissens nirgendwo. Auch ist der Strand nach Sonnenuntergang oft menschenleer, wenn man in der Nebensaison reist kann dies auch den ganzen Tag lang zutreffen. Die Entdeckungen macht man hier eher im Hinterland und an den ersten Berghängen. Niedliche Örtchen wie Cervione schmiegen sich an den Berghang und erlauben einen tollen Ausblick. Ich habe gehört, die Kneipe gegenüber der Kirche soll ganz leckeres Menü bieten.
Ein unterbelichtetes oder verrauschtes Foto lässt sich retten. Ein verwackeltes Foto kaum, was den heutigen Stand der Bildbearbeitung angeht. Neue Forschungen versprechen spannende Entwicklungen, einstweilen sollten Sie aber folgende Maßnahmen ergreifen, wenn das Motiv zu dunkel ist, aber unbedingt aufgenommen werden muss.
1. ISO-Wert erhöhen: Das entstehende Bildrauschen kann mit spezieller Software am leichtesten reduziert werden.
2. Unterbelichten/pushen: Wenn Sie in RAW fotografieren, können Sie bis zu zwei Blendenstufen unterbelichten, um kürzere Verschlusszeiten zu erhalten. Später kann dann wie früher in der analogen Fotografie die Belichtung korrigiert werden. Es entsteht Rauschen, aber so kann eine Kamera, welche normalerweise beispielsweise nur ISO 1600 unterstützt, sogar ISO 6400 simulieren.
3. Blitz: So banal es klingt, auch im Freien kann ein Blitz helfen, wenn er stark genug ist. Das Blitzlicht entspricht tagsüber weitestgehend der Farbtemperatur des Lichtes.
Die jüngeren Besucher Korsikas könnten sich gar ob de mageren Unterhaltungsangebote anfangen zu langweilen. Für Tipps diese Gegend betreffend schauen Sie bitte in den Reiseführer Ihres Vertrauens. Zu sehen gibt es auch hier jede Menge, zum Beispiel eine Farm für Duftöle und Essenzen nahe Moriani-Plage, geführt seit langem von einer deutschen Familie.
Die Westküste erschließt sich nicht so leicht und schnell wie die Ostküste. Die Straße windet sich um die vielen Buchten. Viele Luxushotels – teilweise mit dreistelligen Tagespreisen – haben ihre eigene Bucht. Wenn man Glück hat, kann man an der Westküste recht hohe Wellen erwischen. Den Surfern macht das sowieso Spaß, vor allem aber ist es eine schöne Abwechslung zur Ostküste. Aber Vorsicht, über den Sandstrand geschliffen zu werden kann eine ganz neue Erfahrung werden, halten Sie Ihre Badekleidung fest. Apropos Baden: Die Franzosen sind sind manchmal etwas kritisch gegenüber FKK oder Oben-Ohne-Baden. Manche Strände sind jedoch auch explizit als FKK-Strände ausgewiesen.
Die Westküste ist sicherlich am zeitaufwändigsten. Ich muss gestehen, auch ich kenne den größten Teil noch nicht. Ajaccio muss man sicherlich mal besucht haben, die Stadt ist für korsische Verhältnisse eine Metropole. Sie ist relativ großzügig angelegt und liegt an einem Golf. Sie ist nicht so gedrungen und kantig wie Bastia. Die Geburtsstadt Napoléons macht dennoch einen relativ gemütlichen Eindruck, gilt als bedeutendste Stadt Korsikas und geizt wie das restliche Korsika ebenfalls nicht mit Gegensätzen. Fotografen sollten die Augen offenhalten und ein bisschen Straßenfotografie und Schnappschüsse üben. Natürlich hat die Westküste viel mehr zu bieten als nur Ajaccio.
Interessant, oder besser schaurig-schön, sind die tiefdunklen Strände bei Nonza und Marine d’Albo. Das bis hierhin üppige Grün weicht urplötzlich einem kahlen, grauen Gestein. Ein 1966 stillgelegter Asbest-Tagebau (franz. »amiante«) ist die Ursache für die verseuchten Strände. Bei den Menschen der Halbinsel weckt dies keine schönen Erinnerungen. Viele Arbeiter starben damals an unheilbaren Krankheiten. Nur auf Korsika verwandte man Asbest als Grundstoff für Keramik. Die Asbestadern wurden unter oft sehr mühseligen Bedingungen abgebaut. Die Formen waren sehr archaisch, und das Handwerk setzte sehr viel Sorgfalt und Geschicklichkeit voraus.
Mit einigen Adjektiven lässt sich der Süden Korsikas recht treffend beschreiben: touristisch, weich, erschlossen. Durch seine freundliche Landschaftsformation war der Süden schon früh für die Besiedlung prädestiniert. Die touristischen Zentren Bonifacio, Porto Vecchio und Propriano liegen alle hier im Siedlungsgebiet, heute das umsatzstärkste Touristengebiet der Insel. Auch geschichtliche Fundstätten (prä-)neolithischer Kulturen häufen sich hier.
Die Straßen hier sind am Besten ausgebaut, und wer Bonifacio betritt (oder besser besteigt) wird keinen Zweifel mehr daran lassen, dass Korsika beliebt ist wie schon lange nicht mehr. Kitschbuden, Souvenirkisten und sehr interessante Krämergeschäfte drängen sich hier in den schmalen Gassen der Stadt auf der Klippe. Es macht Spaß, den Ausblick zu genießen und allerlei Krams zu bestaunen. Nur eine Bitte: Versuchen Sie nicht, auch noch den letzten Anstieg in die Stadt mit dem Auto zu erreichen. Sie werden ja doch wieder herunterfahren müssen. Eine sehr gute Parkmöglichkeit ist der nahegelegene Privatparkplatz für Bootsausflüge. An diesen müssen Sie nicht teilnehmen, aber wer kann sich schon über sechs Euro Parkgebühr für den ganzen Tag beklagen. Denn den ganzen Tag werden Sie hier schon brauchen, wenn Sie etwas sehen wollen.
Die Hafenstadt Porto Vecchio zählt zu den teuersten Städten Korsikas. An einem natürlichen Hafen gelegen, lohnt auch hier der Besuch. Nur das Mittagessen sollten Sie vielleicht lieber außerhalb einplanen. Mehr kann ich nicht dazu sagen, da ich noch nicht dort war. Ebenfalls nicht in Sarténe und Propriano. Man kann eben nicht alles an einem Tag haben. Bitte entdecken Sie doch selbst und berichten Sie mir, wenn Sie Lust haben, gerne auch mit fotografischem Material.
Wie ich bereits schrieb sollte man die Reiserichtung in bezug auf die Klippe neben der Straße beachten. Ansonsten ist das Cap Corse, oder auf korsisch Capi Corsu, eher unspektakulär. Nun, das bedeutet lediglich, dass hier weder die höchsten Berge noch die romantischsten Landschaften oder die schönsten Strände liegen. Und dennoch sollte kein Besucher den Norden ausklammern, denn er glänzt durch seine Vielfalt.
Wer das Nordkap umfährt um Fotos zu machen, sollte den Stand der Sonne beachten. Dennoch, man wird hier immer auf problematische Lichtsituationen treffen, allen voran Gegenlicht und starke Kontraste. Wenn das Meer die Sonne zurückwirft, kann keine Kameraautomatik mehr mithalten, und der Tonwertumfang jedes Films und jedes Digitalsensors erst recht wird gnadenlos gesprengt.
Es gibt einige Möglichkeiten dafür zu sorgen, dass Sie am Ende des Urlaubs nicht mit einem Haufen falsch belichtetem Ausschuss an Fotos dastehen.
1. Lieber ein Bild zu viel als zu wenig. Das gilt auf solchen Reisen ohnehin. Versorgen Sie sich mit genügend Speicherkapazität. Externe Imagetanks können hier eine große Hilfe sein, auch ein eigener Laptop. Dann kann man die entstandenen Werke auch gleich begutachten. Wer Korsika besucht, hat in der Regel die finanziellen Mittel für so ein Spielzeug oder nennt es schon sein eigen.
2. Schießen Sie in RAW. Dies bietet verglichen mit JPG einen erhöhten Dynamikumfang und noch etwas Raum für Korrekturen in Belichtung und Weißabgleich.
3. Machen Sie eine Belichtungsreihe. Moderne Kameras bieten eine solche Funktion in der Regel an. Wählen Sie den Blendenabstand lieber großzügig, wenn die Kontraste hoch sind.
4. HDR und DRI für die geduldigen Profis. Wenn Sie ein Stativ dabeihaben, versuchen Sie eine Belichtungsreihe des gleichen Motivs. Sie können anschließend mit verschiedenen mathematischen Bildbearbeitungsmethoden (High Dynamic Range und Dynamic Range Increase) ein Bild zusammensetzen, welches überall korrekt belichtet ist.
5. Entscheiden Sie sich. Nicht immer muss alles auf einem Foto korrekt belichtet sein. Stichwort: Silhouette. Lassen Sie den bedeckten Himmel lieber überstrahlen und nehmen Sie den Horizont um Gottes Willen aus der Bildmitte.
Das Kap ist keine Touristenregion. Viel mehr als Tagesreisende trifft man hier nicht. Somit hat sich die Landschaft viel Ursprünglichkeit bewahrt. Fotografisch ein Leckerbissen, da man an einem Tag von der Westküste zur Ostküste fahren kann, bei wechselndem Licht und im Norden mit Ausblick auf die angrenzenden Inseln. Apropos Ausblick, hier wieder ein kleiner Tipp: Nach ausgedehnten Regengüssen, welche oft auf eine Periode drückender schwüler Hitze folgen, ist nicht nur die Sicht kilometerweit garantiert, sondern auch die Temperatur angenehmer. Aber welcher Urlauber kann es sich schon in seinen ein bis drei Wochen leisten, auf das Wetter zu warten?
Der äußerste Norden ist eine der wenigen Regionen auf Korsika, in denen viele Menschen noch vom Fischfang leben. Kleine Hafenstädtchen wie das nördlichste Macinaggio beherbergen heute zwar keine korsische Marine mehr, aber die kleinen Fischerhäfen versprühen einen ganz eigenen Charme, wenn die mageren schwarzen Hafenkatzen um die Fischkutter schleichen auf der Suche nach essbaren Überresten. Äußerlich ist das Nordkap bereits von der Fähre aus an dem dutzend moderner Windräder zu erkennen, die hoch über dem Meer aufgestellt sind. Neben den Fischerhäfen finden sich aber auch jede Menge kleiner Jachthäfen, ein beliebter Zwischenstopp für Segler und andere Wasserreisende.
Nun gehört auch Bastia zum Norden Korsikas. Ein bisschen erweckt die Stadt den Eindruck eines Fremdkörpers. Die meisten Touristen kennen Sie nur aus der Hafenperspektive, denn hier legen die Festlandsfähren an. So wird sie oft links liegen gelassen, wenn sich die Blechlawine nach Süden quält, zu den interessanteren Regionen Korsikas. Auch war keine andere Stadt Korsikas war so häufig Ziel von Anschlägen korsischer Separatisten. Einige Ecken der Stadt sind zugemüllt wie Neapel. Dennoch, etwas zu Unrecht wird diese Stadt so häufig übersehen. Die ambivalente Mischung von Neuem und Alten ist faszinierend und aufdringlich. Alte Gemäuer und neue Bauten, romantische Häfen und Industrieviertel, Provinz und Stadt treffen hier aufeinander und erzeugen eine aufregende Atmosphäre. Laut und unmittelbar ist das Leben in Bastia, wo das Meer, die Ebene und die Berge aufeinanderstoßen. Bastia ist weder die größte Stadt noch die Hauptstadt, es ist also nicht Ajaccio, aber es ist das wirtschaftliche Zentrum.
Die wahren Geheimnisse Korsikas, dessen Unberührtheit und Flair verbergen sich im Inland. Dies lockt mit malerischen Tälern, wilden Gebirgszügen und alten, einst einflussreichen Städtchen. Corte liegt mittendrin als Verkörperung der korsischen Kultur.
Einst die Hauptstadt Korsikas unter Pasquale Paoli, ist Corte heute ein beliebter Zwischenstopp auf dem Weg in eines der vielen Täler mit ihren sich um riesige Steine windenden Flüsschen. Hier treffen der Tavignano, der Restonica und der Orta zusammen. Rundherum ragen die steilen Felswände der Bergmassive auf, des Tavignano-Tals und des Grabenbruchs. Wieder ein kleiner Überlebenstipp: Wir sind hier weit entfernt von der Küste, die Temperaturen liegen oft weitaus höher als im windverwöhnten Flachland. Es ist sicherlich keine gute Idee, mittags um zwölf bei 35 Grad im Schatten durch die Altstadt Cortes zu schlendern. Vielleicht sollten Sie bis es sich nachmittags etwas abkühlt den Tag im Restonica-Tal verbringen. Sofern Sie kein zu großes Auto haben und es nicht Sonntag Nachmittag ist, wenn das langgestreckte Tal unter der Last der Wochenendbesucher ächzt.
Weiter südlich liegt Zonza, ein kleines Bergdorf mit kleinem touristischem Kern. Es ist ein Verkehrsknotenpunkt und liegt auf dem Weg in das Col de Bavella. Vorher durchquert man noch dichte Schwarzkiefer und Kastanienwälder, bevor man schließlich auf relativ gut ausgebauter Straße die höchsten Bergregionen Korsikas erreicht. Der zweithöchste korsische Straßenpass liegt auf 1218 m ü. NN und führt direkt bis zum Gipfelplateau, welcher ein Zielpunkt vieler Touristen und Pilgerer ist. Ja sogar Reisebusse verkehren hierher. Gegenüber lassen sich die Aiguilles de Bavella (Bavella-Nadeln) bestaunen.
Der Ausblick auf dem Plateau und während der Fahrt entlohnt allerdings den touristischen Massenunfall auf dem Gipfel. Im Sommer werden hier auch zum Teil saftige Parkgebühren erhoben, da der Gipfel tatsächlich eine der Regionen Korsikas ist, die zeitweise hoffnungslos überrannt sind. Die 1954 am Col de Bavella errichtete Monumentalstatue Notre-Dame-des-Neiges ist am 5. August jedes Jahres Ziel einer viel besuchten Wallfahrt. Vorsicht auf der Rückfahrt, eine Familie wilder Hausschweine macht es sich gerne auf der Straße bequem, wohl wissend, dass die Touristen immer etwas zu fressen dabei haben. Dann werden die Tiere teils recht anhänglich.
Was die Geschichtswissenschaft angeht, wurde die Insel lange Zeit quasi ignoriert. Erst seit kurzer Zeit beginnt sich die Archäologie für sie zu interessieren. Die Korsen selbst waren zu beschäftigt, auf der wirtschaftlich gesehen nicht grade reichen Insel zu überleben. Neben dem Überlebenskampf, den Clanzwistigkeiten und den Unabhängigkeitskämpfen bleib für die eigene Geschichte keine Zeit. Erst in den letzten Jahrzehnten wird die korsische Frühgeschichte und Neuzeit genauer unter die Lupe genommen. Man darf sicher sein, dass die Macchia noch so manches Geheimnis preisgeben wird.
Wer weiß, wo er suchen muss, findet zahlreiche Zeugen vergangener Zeiten. Überall auf der Insel finden sich große Megalithen, tausend Jahre älter als die Pyramiden in Ägypten oder Stonehenge auf der britischen Insel. Womöglich dienten auch sie mathematisch-astronomischen Zwecken. Vielleicht waren sie aber auch Teil eines Totenkultes. Wer mehr dazu wissen möchte, findet in den besseren Reiseführern zu Korsika genügend Material.
Nun, wir sind hier fotografisch interessiert unterwegs, daher klammere ich einen Großteil der Geschichte hier einmal aus. Einen Blick wert, und ohnehin unübersehbar, sind die genuesischen Wachtürme vor allem am Cap Corse. Eine Anordnung von großen Steintürmen entlang der Küste, als Nachrichten und Warnsystem konzipiert welches mit Hilfe von Rauch- oder Lichtzeichen funktionierte. Von einem Turm lässt sich der jeweils nächste immer erblicken. Ein bisschen wie die Fackeltürme in der Verfilmung von Herr der Ringe, möchte man meinen. Sie sind Überreste des einstigen genuesischen Verteidigungsgürtels und in dieser umfassenden Form sonst nirgendwo zu finden.
Stetig steigt die Anzahl der Touristen auf Korsika, inzwischen kann man fast schon von einem kleinen Boom sprechen, den die Insel erlebt. Nun muss sich sicherlich niemand Sorgen machen, dass die Korsen ihre schöne Heimat unkontrolliertem touristischem Baugewerbe und Reiseveranstaltern überlassen. Vermutlich würden hässliche Hotelklötze noch vor der Fertigstellung durch die lokalen Anhänger korsischer Unabhängigkeitsbewegungen gesprengt – wohlgemerkt, in der Regel ohne dass Menschen zu Schaden kommen. Viele Korsen wollen es nicht zulassen, dass ausländische Kapitalgeber die Insel besetzen.
Folgen der vielen Besucher, vor allem aus Frankreich und Italien, sind dennoch sichtbar. Manches Tal, das vor Jahren noch wildromantisch und als Geheimtipp gehandelt wurde, ist heute vor allem an Wochenenden völlig überlaufen. Die Straßen im Solenzara-Tal sind ausgebaut worden, die Parkplätze ebenfalls. Eine schier endlose Blechlawine stürmt an sonnigen Tagen die zahlreichen Badestellen an den Wildbächen, so dass sich mancher Tourist empört abwendet und sich fragt, wo die unbewohnte Wildheit der Insel geblieben ist. Zum Teil bekommt man nicht einmal mehr einen Parkplatz. Das Restonica-Tal ist noch nicht soweit, aber auf dem besten Weg dahin. Im Moment ist es noch relativ unbekannt. Übrigens, im Hotel Restonica bekommen auch Besucher auf Durchfahrt ein hervorragendes Eis serviert. Unbestreitbar ist der Vorteil der regen Straßenbautätigkeit der letzten Jahre, dass viele Orte heute mit weit weniger Stress und Mut an der Klippe erreichbar sind. Leider geht dabei auch etwas Nervenkitzel baden.
Eine andere unschöne Seite Korsikas trifft man überall, wo sich Menschen aufhalten. Nun, genau genommen sind es vor allem die Franzosen, die Ihren Müll überall verstreut lassen. Das muss man leider so sagen, der Autor durfte das wiederholt beobachten. Man darf jedenfalls gespannt sein, was sich die Korsen einfallen lassen, um ihre schöne Insel vor diesen und anderen Problemen zu schützen. Bereits recht gut im Griff haben sie jedenfalls das bekämpfen der regelmäßigen Waldbrände.
Waldbrände sind ein Problem auf Korsika. Deswegen sollte man als Autofahrer darauf verzichten, in bewaldeten oder von der Macchia überwucherten Gebieten Zigaretten aus dem Autofenster zu schnippen. Mehrere Löschflugzeuge und Hubschrauber sind in den Sommermonaten ständig damit beschäftigt, zum Teil sogar absichtlich gelegte Brände zu löschen.
Die Feuerwehr ist sehr gut ausgestattet und nach langer Dürre immer in Bereitschaftsstellung. Es kommt vor, dass ganze Landstriche abbrennen und danach lange Zeit den Eindruck einer trostlosen Mondlandschaft machen. Zugegeben, auch das gehört zu Korsika, und auch das hat seinen Reiz. Es gehört einfach dazu wie die allgegenwärtigen Esel und Schweine auf der Straße.
Gute Fotografien sind entweder akribisch geplant, zumindest aber war der Fotograf zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Nichts ist entmutigender, als Mittags bei hochstehender Sonne eine Steinwüste zu fotografieren.
Morgens und abends steht das Licht in flachem Winkel zur Erde, Objekte treten plastisch hervor und lange Schatten erhöhen den Tiefeneindruck auf Bildern. Abends kommt zudem ein warmer Farbton ins Bild. Wichtig ist, hier bei der digitalen Entwicklung oder bereits beim fotografieren nicht akribisch den perfekten Weißabgleich zu machen. Lieber etwas wärmer, um die Stimmung auch richtig wiederzugeben. Mittags erhalten Bilder oft einen leichten Blaustich.
Städte und kleine Ortschaften entfalten auch in der blauen Stunde und nachts ihren Reiz, vergessen Sie ihr Stativ nicht und fangen Sie die malerische Stadt- und Hafenbeleuchtung ein, vielleicht noch mit Wasserreflektionen.
Am schwierigsten zu planen, insbesondere auf Korsika, ist das Wetter. Es ist beinahe schon Glück, zum Sonnenuntergang auch noch dunkelblaue Gewitterwolken in den Bergen zu haben. Ist es dann einmal so weit, sind auf Korsika sehr schöne Gewitterfotografien möglich.
Vor einigen Jahren noch hatte man Glück, wenn man in einem der Internetcafés in größeren Städten ein Stündchen mit der Welt konnektieren konnte. Inzwischen bieten viele Touristenzentralen auch in kleineren Örtchen WLAN-Hot Spots an. Unbedingt dabeihaben sollte man allerdings den Laptop, um in den Genuss kostenlosen Internets zu kommen.
Ob es allgemein üblich ist, kann ich nicht sagen, aber mit einer Eigenart dieses Angebots muss jeder für sich klarkommen. Man ist verpflichtet, seine Adresse und Unterschrift zu hinterlassen, samt der Login-ID die man benutzt. Somit ist man praktisch schutzlos einer möglichen Überwachung ausgeliefert – Netzneutralität ade. Jedenfalls solange man die korrekte Adresse angibt… Immerhin noch sympathischer als Italien, wo inzwischen der Personalausweis in Internetcafés verlangt und als Pfand einbehalten wird.
Wie Sie sehen, ist Korsika kein Ziel für einen Kurzurlaub. Wer sich ernsthaft mit der Insel anfreunden möchte, wird die nächsten paar Urlaube einplanen müssen. Ich bedanke mich für Ihre Geduld und hoffe, die Lektüre konnte Ihnen einige Entscheidungen erleichtern und einige unbekannte Tipps geben.
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